Editorial zur Ausgabe 1/2014

Liebe LeserInnen,

die Ausgabe 1/2014 verfolgt als „offene“ Ausgabe keinen speziellen Themenschwerpunkt. Umso mehr jedoch repräsentiert sie erneut die Vielfalt der Theoriebezüge und Anwendungsfelder des sozialräumlichen Denkens und Handelns. Die Theoriebeiträge dokumentieren die vielschichtigen und kontroversen Diskussionen um das sozialräumliche Paradigma. Und die Perspektive der Projekte, Praxis und Gäste veranschaulicht, wie vielfältig sozialräumliche Projekte und Zugänge in ihrer Anwendung gestaltet werden können.

Unsere Rubrik „Grundlagen" enthält vier Beiträge. Ulrich Deinet hat für diese Ausgabe einen einführenden Text über das Aneignungskonzept als Praxistheorie für die Soziale Arbeit verfasst und verweist mit diesem auch auf sein aktuell erschienenes E-book mit vertiefenden aneigungstheoretischen Überlegungen zum sozialräumlichen Kontext. Johannes Kniffki und Christian Reutlinger nehmen eine vergleichende internationale Perspektive ein und reflektieren basierend auf dem lateinamerikanisch-europäischen Forschungsprojekt RELETRAN die Vielfältigkeit der Diskurse über den Begriff der Comunidad (Gemeinschaft). Niels Brüggen und Mareike Schemmerling arbeiten in ihrem Beitrag anhand einer empirischen Studie heraus, welche Formen und Strategien der Gestaltung und Aneignung von virtuellen Räumen durch Jugendliche in Online-Netzwerken erkennbar sind und welche Schlussfolgerungen daraus für die Soziale Arbeit mit jungen Menschen gezogen werden können. Jana Sämann greift die kontroverse Debatte um die Infragestellung von Rechtsansprüchen auf Hilfen zur Erziehung im Kontext der sozialräumlichen Umgestaltung der Kinder- und Jugendhilfe auf und erörtert anhand ihrer kritischen Analyse zukünftige Gestaltungsmöglichkeiten für dieses Feld.

Im Methodenkoffer präsentieren Herbert Schubert und Katja Veil mit dem „Sozialraumgenerator“ eine innovative Variante der egozentrierten Netzwerkanalyse. Unser Gast der Ausgabe ist diesmal der Düsseldorfer „AKKI – Aktion & Kultur mit Kindern e.V.“, der uns einen Einblick in seine Angebote der Kulturarbeit mit Kindern gibt und seine Aktivitäten im Stadtteil und mit Projektpartnern sozialräumlich verortet, konzipiert und durchführt.

In der Rubrik Projekte reflektiert Ulrich Deinet zwei paradigmatische Projektbeispiele der Gestaltung von Bildungslandschaften durch die Zusammenarbeit der Offenen Kinder- und Jugendarbeit und der Schule. Lilo Schmitz berichtet von Ihren Beobachtungen über die Gezi-Park-Proteste in Istanbul und analysiert den dort stattfindenden Kampf um öffentliche Räume und seine politische und kulturelle Relevanz. Sonja Gabler, Marianne Kolar-Paceski, Alexandra Rajchl und Holger Piringer vom Wiener TEAM FOCUS stellen die Ergebnisse ihrer Sozialraumanalyse zum 19. Wiener Gemeindebezirk Wien-Döbling vor. Teresa Bauer und Richard Krisch vom Verein Wiener Jugendzentren reflektieren in ihrem Beitrag das Analysewerkzeug der Cliquenraster als Grundlage für eine Sozialraumanalyse, die im Wiener Rudolf-Bednar-Park durchgeführt wurde. Katrin Valentin und Ulla Taplik berichten von ihrem Entwicklungsprojekt „jugendarbeit weit und breit“ und den daraus entwickelten konzeptionellen Überlegungen und Standards einer sozialraum- und subjektorientierten Jugendarbeit in ländlichen Räumen. Schließlich zeigen Börries von Detten, Claudia Heinzelmann und Anke Schmidt am Beispiel der Stadt Hannover, wie eine fachbereichsübergreifende und integrierte Stadtentwicklungsstrategie für und mit Jugendlichen entwickelt werden kann und welche Gestaltungsmöglichkeiten sich dabei erschließen.

In der Rubrik Praxis berichtet Katrin Valentin von einem telefonischen Rechercheprojekt zur Identifikation der Möglichkeiten einer sozialraumorientierten Zusammenarbeit im Umfeld eines Jugendkulturbahnhofs und Reinhilde Godulla stellt die aktuellen thematischen und regionalen Weiterentwicklungen des interaktiven Kartographieprojektes Kiezatlas vor.

Wir wünschen nun viel Freude beim Lesen und eine anregende Beschäftigung mit den Beiträgen dieser Ausgabe.

Bremen, Düsseldorf, Wien, St.Gallen im August 2014,

Christian Spatscheck, Ulrich Deinet, Richard Krisch, Christian Reutlinger