Quartiersarbeit in Zeiten von Corona – Erste konzeptionelle Rück- und Ausblicke

Cornelia Harrer

„Wir begreifen die coronabedingten Veränderungen für die Durchführung von Maßnahmen nicht nur als unheilvolle Einschränkung, sondern auch als Chance für die Quartiersarbeit.“ – So provokant formulierte es eine Kollegin aus der Quartiersarbeit und brachte mich damit ins Nachdenken.

Die Covid-19-Pandemie und die damit verbundenen Schließungen von Einrichtungen, Kontakt- und Versammlungsverbote bzw. -restriktionen haben die Quartiersarbeit mitten ins Mark getroffen. Sind doch gerade die persönlichen Begegnungen, die Treffen in Gruppen, die Stadtteil- und Sozialraumkonferenzen das Herz der Quartiersarbeit! Wie die Träger – bei aller Tragik, die diese Situation hervorgebracht hat und mit sich bringt – mit dieser Herausforderung umgegangen sind und wie sie darauf konzeptionell reagiert haben, soll das Thema dieses Beitrags sein.

Wir wissen heute, dass es nur wenige Tage des Stillstands gab, bereits in der ersten Woche des Lockdowns starteten Quartiersprojekte mit Hilfs- und Nachbarschaftsaktionen: Sie verteilten Zettel mit Notrufnummern, organisierten Einkaufshilfen, schrieben Trostbriefe und packten Spieltüten. Nur wenig später entwickelten die Kolleg*innen vor Ort äußerst phantasievolle Formate, Menschen im Quartier zu erreichen und zu stärken: Jugendliche wurden via Facebook angehalten, Corona Diaries zu erstellen, Yoga und Rückenschule kamen per Zoom in die Haushalte, Bastelanleitungen für gestresste Eltern per WhatsApp, Kriseninterventionen fanden an offenen Fenstern statt … .

In meinen folgenden Betrachtungen soll es jedoch nicht allein bei einer Aufzählung von guten und kreativen Ideen bleiben, die kann man schließlich allerorten abrufen [1], vielmehr soll es um die Frage gehen, ob die Quartiersarbeit auch konzeptionell etwas aus dieser besonderen Zeit des Miteinanders lernen kann?

Angeregt wurden diese Betrachtungen u. a. durch die Aufforderung eines Quartiersmanagers aus Köln, der die Bewohner*innen seines Quartiers kurz nach den ersten Lockerungen auf Facebook aufforderte „Erzähl uns, was das Schöne an Corona war, schreib auf oder erzähl uns aus der Zeit, in der wir zu neuem Denken, Handeln und Miteinander aufgefordert waren“. [2] Die zentrale vertiefende Basis für meine folgend dargelegten Thesen bildet eine systematische Rückbetrachtung und Reflexion von Gesprächskontakten, die ich während der Monate März bis Juni 2020 mit rund fünfzig Mitarbeitenden aus der Quartiersentwicklung hatte. [3] Bei unseren sieben Videokonferenzen und zahlreichen Telefonkontakten interessierte mich vor allem die Leitfrage: Welche konzeptionellen Denkanstöße können wir aus dieser seltsamen und schwierigen Zeit mitnehmen, auch für die Zeit ‚nach‘ Corona? Ich erhielt darauf viele explizite, aber noch viel mehr implizite Antworten, die dazu beitragen können, die Sicht auf die Quartiersarbeit zu erweitern oder zu erneuern. Diese werden im Folgenden anhand von zentralen konzeptionellen Thesen ausgeführt.

1. Elastische Räume: Übergänge zwischen öffentlichen und privaten Räumen

Die Covid-19-Pandemie hat mit Sicherheit den Blick auf die Sozialräume verändert. Gerade die ‚alten Hasen‘, die schon lange in ‚ihrem‘ Stadtteil unterwegs sind, nutzen die Coronazeit als eine Möglichkeit, den ihnen bekannten Sozialraum (erneut) zu erkunden. Viele berichten, dass sie sich zu Fuß oder mit dem Rad aufmachen, um im Stadtteil herumzustreifen, denn so bekommen sie mit, was los ist. Nur wenn sie sich im öffentlichen Raum bewegen, können sie Menschen begegnen und (auf Abstand) Gespräche führen, Stimmungen erhaschen, die Atmosphäre erspüren, mitbekommen, was die Menschen beschäftigt und was sie brauchen.

Während des Lockdowns wird der öffentliche Raum zu einem Ort an dem Botschaften ausgetauscht werden: An Kitas hängen bemalte Bettlaken „Kinder, wir vermissen euch“, in Fenstern hängen Regenbogenbilder, am Bachlauf finden wir Steinschlangen. In privaten Gärten wird gesungen, werden Feuerchen gemacht, in Innenhöfen werden Gedichte rezitiert, kleine Straßen- oder Balkonkonzerte unterhalten die Nachbarschaft. Die Seniorengymnastik findet auf der Grünfläche statt, die Bewohner*innen machen von ihren Balkonen aus mit. Beratungen finden am offenen Fenster statt oder auf dem Spielplatz. Schwellenräume, wie Fenster, Balkone, Vorplätze, Gärten, Hinterhöfe oder Schrebergärten sind Räume, die in der Coronazeit eine wichtige Bedeutung erhalten. Sie tragen dazu bei, dass die Grenzen zwischen öffentlichem und privatem Raum sich verflüssigen oder auflösen, eine Eigenschaft, die wir auch in Zeiten nach Corona im Blick halten könnten.

Gerade ältere Menschen oder solche, die bewegungseingeschränkt sind oder andere Gründe haben, das Haus nicht verlassen zu können, können durch diese ‚Übergangsräume‘ am gesellschaftlichen Leben teilhaben. Diese Potenziale zu sichten und die Schwellenräume zu beleben, kann Quartiersentwicklung leisten. Das dänisch-deutsche Architektenduo Dominique Hauderowicz und Kristian Ly Serena hat dazu ein Buch "Age-Inclusive Public Space" verfasst, in einem Interview schlagen sie vor, Räume elastischer zu gestalten:

„So können sie [die Alten] ‚auf die Straße‘ gehen, selbst wenn es körperlich oder psychisch schwerfällt; mit einem Balkon können sie die eigene Wohnung verlassen, ohne wirklich hinaus zu müssen. Das bezeichnen wir als Elastizität – das Leben in mehrere Richtungen dehnen. Moderne Städte sollten so etwas bieten: Abstufungen zwischen dem eigenen und dem gemeinsamen Raum. Die Schwelle zwischen privatem und öffentlichem Raum so heruntersetzen, dass auch ältere Menschen sie leicht überqueren können, darüber sollten Architekten und Stadtplaner nachdenken.“ [4]

Auch Corona könnte uns anregen, hier neu über Räume im Quartier nachzudenken und die Grenzen zwischen dem öffentlichen und privaten Raum fließender zu gestalten.

2. Kommunikation: Face to face und Kachelansicht?

Kommunikation bei Wahrung von Abstandsregeln und Kontaktbeschränkungen war und ist eine zentrale Aufgabe der Mitarbeiter*innen in der Quartiersarbeit. Der Einsatz digitaler Medien lag nahe und wurde schnell genutzt. Zunächst sah es so aus, als würde man aus der Not eine Tugend machen. Ein digitales Treffen ist besser als keins! Vieles spricht dafür, auch zukünftig digitale Tools in der Quartiersarbeit einzusetzen. Trotzdem wird es weiterhin analoge Begegnungsformen brauchen. Nicht nur, weil nicht alle mit den entsprechenden Endgeräten ausgestattet sind und/oder diese nicht bedienen können, sondern auch, weil sich nicht alle Formate für den digitalen Austausch eignen. Einen richtig guten Beteiligungsprozess, bei dem Kontroverses ausgehandelt werden muss, kann ich mir nicht ohne physische Treffen vorstellen! Dosiert und gekonnt eingesetzt, können digitale Treffen die Quartiersarbeit jedoch bereichern. Sämtliche Vor- und Nachteile, die Grenzen und Möglichkeiten des digitalen Austauschs können an dieser Stelle nicht ausgelotet werden. Vielmehr soll hier dargestellt werden, welchen Nutzen der Einsatz von digitalen Medien haben kann und welche positiven Erfahrungen die Mitarbeitenden – oft entgegen eigener Erwartungen – gemacht haben.

Viele berichten, dass sie durch die digitale Ansprache, Menschen im Quartier erreicht haben, die sie sonst nie erreicht hätten. „Denn durch das Element Digitalisierung und Livestream sehen wir nicht nur die Möglichkeit, die Zielgruppe im Quartier bereits „zuhause“ an den Bildschirmen abzuholen, sondern sogar Menschen zu erreichen, die wir sonst womöglich gar nicht erreicht hätten und überhaupt insgesamt mehr Menschen für ein Zusammengehörigkeitsgefühl im Quartier begeistern zu können“, so fasst es Lara Valsamedis exemplarisch zusammen, die in der Mönchengladbacher Innenstadt in der Quartiersarbeit aktiv ist.

Ein anderer Aspekt ist sicher auch, dass man für jedes physische Treffen Hürden überwinden muss, nicht nur räumliche, sondern auch psychische. Digitale Formate ermöglichen hier auch eine begrenztere Teilhabe und Teilnahme: wenn es mal zu anstrengend, zu fordernd wird, kann ich Kamera oder Ton ausschalten und mich ausklinken und später wieder dabei sein, ohne dass ich mein Gesicht verliere oder mich zu stark selbst offenbaren muss.

Auf einen weiteren Aspekt machte mich eine Quartiersmanagerin aus dem Projekt QUERgesund aus der Bochumer Hustadt aufmerksam. Sie beschreibt, dass es von den Stadtteilbewohner*innen sehr wohl – und vor allem positiv – wahrgenommen wurde, dass sie als Projektmitarbeiterin im Homeoffice während der Videokonferenzen als Privatperson in ihrem häuslichen Umfeld sichtbar wurde. Ein anderer Kollege drückte es so aus: „Man zeigt was von sich im Homeoffice“! Ich selbst habe erlebt, dass ich in der Rolle der Moderatorin einer Videokonferenz total mit den technischen Problemen überfordert war und auf einmal nicht mehr die Souveränität ausstrahlte, die man sonst von mir erwartet. Bei aller Scham, die mit dieser kleinen Szene verbunden war, hat sich uns doch alle ein wenig gleicher gemacht. Oben und unten verschwimmen! Es sind nicht immer nur die Stadtteilbewohner*innen, die wir in ihrer Häuslichkeit besuchen, nein, sie können auch für Momente in unseren privaten Raum kommen. Sicher birgt die Auflösung von privaten und öffentlichen Rollen manchen Konflikt – gelegentliche Vermischungen, so glaube ich, helfen jedoch, Beziehungen demokratischer und authentischer zu gestalten. Vielleicht wären wir dann mit unserem Anspruch, den Menschen auf Augenhöhe zu begegnen, noch etwas glaubwürdiger.

3. Engagement: für Risikogruppen und von Risikogruppen?

Das Engagement für die sogenannten Risikogruppen in Form von Nachbarschaftshilfe, Einkaufsdiensten oder Hol- und Bringdiensten etablierte sich innerhalb weniger Tage, manchmal angeregt und organsiert durch die Dienste und Einrichtungen im Quartier, fast genauso häufig durch Bürger*innengruppen. Interessanterweise berichteten viele Quartiersmanager*innen, dass es dabei oft sehr viel mehr Helfer*innen gab als Menschen, die die Hilfe benötigten oder in Anspruch nahmen. Warum das so war, darüber lässt sich nur spekulieren: Vielleicht sind die Menschen im Alltag besser vernetzt und versorgt als wir annehmen? Vielleicht war es nicht die Einkaufshilfe, die die Menschen in dieser Zeit brauchten, sondern etwas ganz anderes? Und wie mag es sich für die Betroffenen angefühlt haben, über Wochen als Gruppe angesehen zu werden, die Hilfe, Solidarität und Schutz benötigt? Und, überspitzt formuliert, „schuld“ daran ist, dass es zum Lockdown kommt? Nicht wenige wehrten sich gegen diese Zuschreibungen und forderten mehr Selbstbestimmung. [5]

Eine Möglichkeit wäre sicher auch gewesen, Menschen, die aufgrund von Covid-19 zu Hause bleiben müssen oder wollen, nicht allein als Gruppe zu sehen, die auf „unsere“ Unterstützung angewiesen ist. Sie stattdessen als eine Gruppe zu sehen und anzusprechen, die, wie viele andere auch, etwas zur Bewältigung der Krise beitragen kann und sich engagieren kann und will. Diesen Aspekt kann man sicher jetzt, wo etwas Entspanntheit in die Situation eingetreten ist, verstärkter und gezielter aufgreifen; auch um, wie es heute so schön heißt, Quartiere krisenresilient(er) zu machen.

Für die Mitarbeitenden im Quartier würde das bedeuten, gezielt Engagementfelder zu entwickeln, die man von zu Hause aus machen kann: so haben ja viele in der Krise Masken genäht, Trostbriefe geschrieben, Päckchen gepackt oder Telefonketten initiiert. Aber warum soll es zukünftig nicht mehr Reparatur-, Werk- und Handarbeitsanleitungen per Video geben, ein Podcast mit Stadtteilgeschichten kann von zu Hause aus produziert werden, so wie die Stadtteilzeitschrift. Wer nicht mehr zum Stadtteilfest kommen kann, kann Marmelade für den Bazar machen oder etwas stricken? Und natürlich ermöglichen digitale Medien, dass Hausaufgabenhilfen, Geschichten vorlesen, spielen und rätseln auch mit Tablets erfolgt!

Es kann eine große Chance darin liegen, zukünftig Menschen, die alt, hochaltrig, immobil, behindert, chronisch krank oder einfach nur zurückgezogen leben, relevanzstärker mitzudenken, ihnen mehr zuzutrauen und zuzumuten. Geeigneter Förderprogramme, wie etwa das „Zugänge sichern – Digitalisierung stärken“ der Stiftung Wohlfahrtspflege, können hier sicher wichtige Beiträge dazu leisten, diese Idee weiter zu befördern.

4. Gute Orte: draußen und drinnen?

Quartiersarbeit findet doch – viel mehr als wir es vielleicht wahrhaben wollen – hinter verschlossenen Türen statt: die Stadtteilkonferenzen und Netzwerktreffen der Quartiersakteur*innen, das Stadtteilfrühstück, der Stadtteilchor oder das Müttercafé finden in alle in Innenräumen statt. Damit sind diese Angebote auch weniger sichtbar und nicht so leicht zugänglich. Da während des strengen Lockdowns nur Begegnungen an der frischen Luft möglich sind und auch in den Wochen später die Menschen ein stärkeres Gefühl von Sicherheit [6] empfinden, wenn sie sich draußen treffen, sind nun sehr viele neue Draußen-Formate entstanden: Man trifft sich am Spielplatz, an Parkbänken, am Bücherschrank vor der Einrichtung, beim Draußen-Schach oder beim Kaffee-to-go auf dem Marktplatz. Sport und Bewegung finden im nahegelegenen Park statt und keinem ist es mehr peinlich, dabei gesehen zu werden. Damit wird das Quartier, die Nachbarschaft, das Miteinander sichtbar und erlebbar. Und es passiert, das, was letztendlich Ziel jeder Quartiersentwicklung ist: dass sich Menschen mit ihrem Quartier wohlfühlen und damit identifizieren.

Es ist leichter und unverbindlicher, unverfänglicher (und damit niedrigschwelliger), wenn keine Eingangstüren, Treppen und geschlossenen Räume überwunden werden müssen um mitzumachen. Beiläufig erscheinende Formate, die es ermöglichen, dass man spontan einsteigen, aber auch wieder aussteigen kann, vielleicht nur ein paar Momente verweilt, können ein erster Einstieg sein, sich auf Nachbarschaft einzulassen: eine im Park gespannte Slackline und das Samentütchen, das mir die Quartiersmanagerin in die Hand drückt, damit ich es aussäen kann. Stadtteilrallyes und -rätsel, versteckte Bücherkisten im öffentlichen Raum oder Lesestationen an bedeutsamen Orten im Quartier ermöglichen es, mitzumachen, ohne mich sofort aktiv und verbal in eine Gruppe einbringen zu müssen. Ich kann auch erst einmal ganz allein für mich oder im sehr überschaubaren Rahmen mitmachen.

Vielleicht hat Corona dazu beigetragen, dass wir die mühsame Suche nach niedrigschwelligen, zugänglichen Angeboten, die Frage, „Wie erreichen wir die Unerreichbaren?“, zukünftig etwas leichter beantworten können. Vielleicht hilft es – und das durch den Klimawandel bedingte wärmere Wetter ebenso –, Quartiersarbeit noch häufiger und gezielter nach Draußen zu verlagern.

Dazu gehört es, gute (kleine) Orte im Quartier zu schaffen und zu entdecken bzw. zu kartografieren: Wo gibt es Sitzecken im Quartier, wo stehen Parkbänke gegenüber, so dass man miteinander plaudern kann? Wo kann man Boule spielen, auf welchen Mäuerchen oder Baumstämmen kann man sitzen? Was bieten Parks, Grünflächen, Spielplätze, Garagenvorplätze? Wo kann mit wenig Material Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum hergestellt werden, wie z. B. am Kölner Ebertplatz, wo man kleine hölzerne Rückenstücke schreinerte, damit man an Hochbeeten „chillen“ kann? [7]

Quartiersarbeit hat sich schon immer mit dem öffentlichen Raum beschäftigt, mit der Gestaltung von Marktplätzen und vom Grün. Die Begegnungskultur, die Besprechungen und Konferenzen finden je doch nach wie vor fast immer „Indoor“ statt. Corona hat gezeigt, welche großartigen Begegnungen auch draußen stattfinden können. [8] Wir könnten noch mehr davon gebrauchen!

5. Fazit

Als ein erstes Zwischenfazit zur Covid-19-Pandemie und ihren Auswirkungen auf die Weiterentwicklung der Quartiersarbeit lässt sich somit festhalten: Die mit dieser Pandemie verbundenen existenziellen Erfahrungen waren und sind für uns alle sicherlich verstörend. Auch der weitere Umgang mit den komplexen Auswirkungen der Pandemie wird für uns alle weiterhin herausfordernd bleiben. Gleichwohl führten die mit der Pandemie verbundenen gesellschaftlichen Veränderungen und Erfahrungen bereits jetzt zu den hier benannten und vielen weiteren konzeptionellen Impulsen und Veränderungen in der Quartiersarbeit und in ähnlichen Handlungsfeldern. Gerade bei der Bewältigung von außergewöhnlichen und offenen gesellschaftlichen Situationen ist die Quartiersarbeit angehalten, ihre Konzepte und Angebote immer wieder neu zu überdenken und sie entlang der Fragen, Bedarfe und Interessen der Bürger*innen weiter zu entwickeln. Die dargestellten konzeptionellen Veränderungen sind somit nur Beispiele für die immer wieder nötigen konzeptionellen Weiterentwicklungen in der Quartiersarbeit. Idealerweise werden diese immer wieder im Verbund von Bürger*innen, Fachkräften, Trägern und Politik vor Ort beantwortet und geklärt und herbeigeführt.


Fußnoten

[1] So z. B. in der Linkliste des Städtenetz Soziale Stadt NRW unter: https://www.soziale-stadt-nrw.de/news/projektliste_corona-erfahrungsaustausch.

[2] Dies war Thomas Wydra, Sozialraumkoordinator in den Kölner Stadtteilen Ossendorf, Bickendorf und Westend, angestellt bei der Outback stiftung, Köln

[3] Als Fachreferentin für Quartiersarbeit habe ich Zugänge zu rund 50 Mitarbeiter*innen aus der Quartiersarbeit in ganz NRW. Viele sind im Rahmen von Projekten tätig, z. B. in den Programmen „Zusammen im Quartier“, gefördert durch das MAGS, in der altengerechten Quartiersentwicklung, gefördert durch Kommunen und dem MAGS, oder durch Stiftungen wie das Deutsche Hilfswerk oder die Stiftung Wohlfahrtspflege.

[4] Aus: Spiegel online vom 17.06.2020, https://www.spiegel.de/stil/stadtplanung-in-der-architektur-wird-alter-oft-mit-behinderung-assoziiert-a-8d919c08-1820-4192-acff-3c1866a4946f

[5] So z. B. eine Gruppe aktiver Senior*innen aus dem Kölner Osten und Federführung einer Seniorenvertretung. Auch der provokante Text von Frank Schulz-Nieswandt „Gefahren und Abwege der Sozialpolitik im Zeichen von Corona“, veröffentlicht im Mai 2020 n der Diskursreihe „radikal (neu) denken“ des KDA – Kuratorium Deutsche Altershilfe, verweist auf diese Problematik.

[6] Interessant ist, dass sich hierbei das bisherige Verhältnis von Drinnen und Draußen umgekehrt: Erleben wir Innenräume normalerweise als sicher, sind es jetzt die Räume draußen, in denen wir uns sicher fühlen.

[7] Diese und viele andere Ideen, aus einem „Unort“, einen guten Ort zu schaffen, findet man unter: https://unser-ebertplatz.koeln/events/

[8] Einer meiner Lieblingsorte ist hierbei übrigens die Shedhalle der Urbanen Samtweberei in Krefeld. Dabei handelt es sich um einen riesigen Platz, der lediglich überdacht ist, also auch bei Regen das Treffen im Freien zulässt. Auf dem Platz befindet sich außerdem ein kleiner Garten, ein Bauwagen mit Spielgeräten, ein Bücherschrank und kleine mobile Sitzecken, ein sehr einladender Ort insgesamt.


Zitiervorschlag

Harrer, Cornelia (2020): Quartiersarbeit in Zeiten von Corona – Erste konzeptionelle Rück- und Ausblicke. In: sozialraum.de (12) Ausgabe 1/2020. URL: https://www.sozialraum.de/quartiersarbeit-in-zeiten-von-corona.php, Datum des Zugriffs: 19.04.2024