Verein Spektrum Salzburg – Modelle sozialräumlicher Kinder- und Jugendarbeit in Salzburg

Petra Burgstaller, Thomas Schuster

1. Der Verein Spektrum

Seit mehr als 30 Jahren leistet der Verein Spektrum in sozial und infrastrukturell benachteiligten Stadtteilen Salzburgs offene Kinder- und Jugendarbeit und stellt ein facettenreiches, stark sozialräumlich orientiertes Angebot für alle zur Verfügung.

Der Verein Spektrum (www.spektrum.at) ist Träger folgender Einrichtungen in Salzburg und Oberösterreich:

1.1 Sozialräumliche Orientierung

Zentraler Ansatz in allen Einrichtungen der offenen Kinder- und Jugendarbeit des Vereins Spektrum ist der Blick auf die Zielgruppe und ihre sozialräumlichen Zusammenhänge - der Sozialraum als jener Bereich, in dem sich das Leben der jungen Menschen abspielt. Soziale Räume spielen für Jugendliche als Bildungs- und Erfahrungsraum eine große Rolle: Hier setzen sie sich mit Werten und Normen der Gesellschaft auseinander, bilden Handlungskompetenzen und Orientierungswissen aus und machen prägende Erfahrungen der gesellschaftlichen Teilhabe.
An diese Erkenntnisse knüpfen wir mit verschiedensten Projekten der letzten Jahre an, unterstützen die Jugendlichen dabei ihre Handlungs(spiel)räume im öffentlichen Raum zu erweitern (z.B. Streusalz oder Le Parkour), sich an der Gestaltung ihrer Lebensumwelt zu beteiligen (z.B. Glanpiraten oder Gartenprojekt) oder geben Anstöße für innovative Lern-, Bildungs- und Sozialisationsprozesse (z.B. Kinderstadt „Mini-Salzburg oder ibus). Mit allen unseren Projekten versuchen wir die Infrastruktur des Sozialraumes im Interesse der Jugendlichen generell zu verbessern.

In den Aufgabenbereich der mobilen Achse des Social-Profit-Betriebs Spektrum fällt u. a. die regelmäßige Spielplatzbetreuung in vier Salzburger Stadtteilen und die Entwicklung und Durchführung der verschiedensten Projekte. Damit schaffen wir eine Vielzahl von Partizipationsmöglichkeiten und sind ein zentraler Impulsgeber bei der kreativen Gestaltung von Jugend-Freizeit-Aktivitäten in der Mozartstadt. Nicht zuletzt hat sich auf Grund der Kombination der kontinuierlichen Arbeit in den Kinder- und Jugendzentren, der mobilen Angebote in den Stadtteilen sowie regionaler Projekte (Kinderzeitung „Plaudertasche" oder Spielraumplanungswerkstätten) die Einschätzung von Professionalität, Engagement und Erfolg der Offenen Kinder- und Jugendarbeit verändert.

1.2 Diese Basissätze begleiten unsere Arbeit

Weitere Infos:
www.spektrum.at

2. Projekte

Im Folgenden werden die wichtigsten Projekte von Spektrum aus den letzten Jahren im Überblick dargestellt.

2.1 „Streusalz"
Mobil, flexibel, nah dran

Das Anfang 2009 ins Leben gerufene Pilotprojekt der mobilen Jugendarbeit läuft erfolgreich in sieben Salzburger Stadtteilen. In Vernetzung und Kooperation mit den dort bereits vorhandenen Jugendeinrichtungen IGLU (Andrä-Viertel), Get2gether (Gnigl), Corner (Itzling), Verein Spektrum (JUZ Lehen und Taxham), KECK (Elisabeth-Vorstadt) und JUKI (Liefering) wurden im Vorjahr drei Dienstposten eingerichtet. Deren Gesamtkontingent von 120 Stunden pro Woche wird bedarfsgerecht auf die Streusalz-Mitarbeiter/innen in den Stadtvierteln aufgeteilt. Neu im Jahr 2010 ist die wissenschaftliche Begleitung und Qualitätssicherung durch die FH Salzburg Forschungsgesellschaft. Anlassbezogen soll außerdem der Aktionsradius von „Streusalz" auf weitere Stadtteile ausgedehnt werden.

Besonderes Kennzeichen von „Streusalz" ist die Umsetzung als mobile, flexible und aufsuchende Jugendarbeit. Angebote und Aktivitäten entstehen auf Basis der konkreten Bedürfnisse und Gegebenheiten vor Ort mit dem Ziel, eine Lücke in den Angeboten von stationären und freizeitkulturellen Einrichtungen für 13- bis 18-jährige Mädchen und Jungen in ihrer sozialräumlichen Umgebung zu schließen. Die Streusalz-Teams sind also regelmäßig dort anzutreffen und unterwegs, wo sich auch die Jugendlichen in ihrem Viertel treffen. Sie stehen als verlässliche und verbindliche Ansprechpartner/innen zur Verfügung, vermitteln bei Konflikten zwischen Jugendlichengruppen und dort, wo sich Reibungspunkte mit anderen Bewohner/innen im Stadtteil abzeichnen bzw. schon bestehen. Orientiert an den jeweiligen Interessen und Ideen der Jugendlichen machen sie zudem Angebote zur gemeinsamen aktiven, kreativen Freizeitgestaltung. Gemeinsam organisierte Veranstaltungen und neue Sportmöglichkeiten zielen darauf ab, die Lebensbedingungen und Lebenskompetenzen der Jugendlichen zu verbessern.

Wichtiger Aspekt der Offenen Jugendarbeit darüber hinaus: Die Vernetzung und direkte Zusammenarbeit von „Streusalz" mit städtischen Einrichtungen wie dem Gartenamt und den Bewohnerservicestellen, mit ausgebildeten Teams der Jugendpolizei, aber auch mit Sportverbänden und anderen im Stadtteil angesiedelten Institutionen oder Schulen.

Für 2010 stellt die Stadt Salzburg aus dem Budget der Jugendkoordination
€ 120.000 für Personalkosten zur Verfügung, dazu kommen € 5.000Projektbudget für verschiedene Aktionen, sowie die wissenschaftliche Begleitung.

Fotos:
http://www.spektrum.at/gallery/view_album.php?set_albumName=turnier_streusalz

Videos:
http://www.youtube.com/watch?v=DE9pb0614Mo
http://www.youtube.com/watch?v=RsCYoYqtqmM
http://www.youtube.com/watch?v=_qDApBDDiRU

2.2 Stadtteil-CD-ROMs und Stadtteilspiele
Quer durchs eigene Wohnviertel

In Lehen gibt es viel zu entdecken! Das haben Lehener Kinder im Jahr 2000 bewiesen, als sie den Stadtteil kreuz und quer erforscht haben. Die Spürnasen haben herausgefunden, wie Lehen früher ausgesehen hat, welche Spielplätze die beliebtesten sind oder wo Kinder hingehen können, wenn sie Hilfe brauchen. Der Verein Spektrum hat das Projekt mit verschiedenen Partnern, allen voran Salzburg Research, die für die technische Umsetzung verantwortlich waren, zu einer Zeit durchgeführt, als Forschung und Literatur noch kaum von „sozialräumlicher Jugendarbeit" sprachen. Mit Foto- und Videokameras, Mini-Disc und der Unterstützung von Sozialarbeiter/innen des Vereins Spektrum und ihren Lehrer/innen haben die Kinder und Jugendlichen Spannendes, Überraschendes und Alltägliches aus ihrem Wohnumfeld festgehalten. Das Ergebnis ist eine 550 Seiten starke CD-ROM von Kindern für Kinder und Erwachsene. Die vielen Informationsseiten mit Bildern, Videoclips, Plan und einem Spiel stellen sehr unterhaltsam einen großen Salzburger Stadtteil vor.
Über das Projekt liegt mittlerweile die Dokumentation "X-ROM" in Buchform vor, die gleichzeitig einen Leitfaden für ähnliche Projekte in anderen Städten darstellt.

Das Lehen-Spiel, das Album und der virtuelle Stadtteilplan bilden die Komponenten der CD-ROM. Spannendes Kernstück ist das Lehen-Spiel, bei dem Fragen zum Stadtteil oder kniffelige Spielaufgaben gelöst werden müssen. Das Album bietet Wissenswertes und Sehenswertes rund um den Stadtteil. Einen Überblick verschafft die Karte, die auch gleichzeitig Ausgangspunkt für eine Reise durch den Stadtteil sein kann. Die Spannung steigt, denn alle freuen sich bereits auf Lehni, die Glücksbringerin und Lehnox, das Lehen-Monster, das unberechenbar sein Unwesen treibt.

www.lehenrom.at
Downloads:
http://www.spektrum.at/publikationen/gfx/punktgenau.pdf

2.3 vonLehen: Mitten aus dem Stadtteil
Ein Viertel schreibt Geschichte(n)!

Lehen wurde mit der Eröffnung der Stadtbibliothek im Jänner 2009 um eine interessante Institution reicher. Zwei Jahre zuvor haben der Verein Spektrum und der Verein prolit die Bevölkerung aufgefordert, diese mit einem besonderen Gruß willkommen zu heißen: Das Herausgeberteam präsentierte ein 144 Seiten umfassendes Stadtteilbuch in einer Auflage von 1500 Stück, geschrieben von den Menschen, die hier leben, mit Zeichnungen und Texten von Kindern, Portraits von Lehener „Originalen", Geschichten der Älteren, Statements von Jugendlichen, Erfahrungen von Migrant/innen und vielen Fotos - mitten aus dem Stadtteil. Durch die Einbindung aller Altersgruppen und Nationalitäten bietet das Buch die Möglichkeit, sich mit dem Stadtteil in seiner Vielfalt auseinander zu setzen und von „innen" zu hören, was man von außen nicht kennt. Der Band lässt in seinen Inhalten wie in seiner Gestaltung die Buntheit und Lebendigkeit eines Stadtteils sichtbar werden, der es wohl nicht problemlos, aber bemerkenswert gut versteht, Altes, Neues und scheinbar Fremdes nebeneinander stehen und sich entwickeln zu lassen. Viele Menschen haben sich beteiligt und bewiesen, wie viel Potential in diesem „grauen" Viertel steckt Das Buch schafft Aufmerksamkeit und Akzeptanz für die Heterogenität und Buntheit dieses Stadtteils.
Mit unserem Modellprojekt leisteten die Herausgeber/innen Spektrum und prolit einen wichtigen Beitrag zum Aufbau einer soziokulturellen Infrastruktur, die mit dem Start der städtebaulichen Maßnahmen in Lehen notwendig war. Denn der in mancher Hinsicht benachteiligte Stadtteil kann besonders dann von den neuen Möglichkeiten profitieren, wenn die Menschen ausreichend darüber informiert werden, wenn sie sich beteiligen und mitgestalten können, sich in ihrem Stadtteil auch zu Hause fühlen und die Chancen, die die Zukunft bringt, nutzen.

Publikation:
Burgstaller, Petra, Fuschelberger, Peter, Nagenkögel, Petra, Schuster, Thomas (Hg.): VonLehen - Mitten aus dem Stadtteil, Edition Eizenbergerhof - Salzburg 2009.

2.4 ibus
Medien mobil gemacht

Die Idee des ibus ist einfach und stammt ursprünglich aus Deutschland: In einem Bus, der mit multimediatauglichen PCs ausgestattet ist, können mobil und unabhängig Medienprojekte, Infoveranstaltungen, Berufsberatungen und mehr durchgeführt werden. Somit ist die Möglichkeit gegeben, in Siedlungen, Parks, Schulen, Jugendeinrichtungen, bei Straßenfesten oder anderen Veranstaltungen Medienworkshops anzubieten, die flexibel auf die jeweiligen Teilnehmer/innen zugeschnitten werden können. Vor allem Kinder und Jugendliche sollen mit dem ibus angesprochen werden, eine Ausdehnung des Zielpublikums auf andere Altersgruppen wurde projektbezogen in den letzten Jahren immer wieder angestrebt.

Zentrales Element und von außen durch seine Gestaltung leicht wiedererkennbares Kernstück ist der Bus, mit dem die Geräte einerseits transportiert werden und der andererseits Ausgangspunkt und Durchführungsort für die Medienprojekte ist. Der ibus enthält zehn PC-Arbeitsplätze und ermöglicht es, unabhängig von örtlichen Gegebenheiten Medienprojekte anzubieten. Denn auch wenn die Zahl der jungen „Onliner/innen" wächst, haben gerade in sozial und infrastrukturell benachteiligten Stadtteilen immer noch viele Kinder und Jugendliche keine Möglichkeit PC und Internet im Alltag zu nutzen.

www.ibus.at
Downloads:
http://www.spektrum.at/publikationen/gfx/medienprojekte_ibus.pdf

2.5 „Die Glanpiraten sind los!"
Eine aufregende Müll-Sammel-Aktion

Zwei Mal im Jahr gleiten Schlauchboote den „Siedlungsbach" hinab und Kinder und Jugendliche holen Müll aus der Glan und von ihrem Ufer. Das KOMM hat die Verantwortung für einen Abschnitt der Glan übernommen: Dass die Acht- bis Sechzehnjährigen die Sammelaktion ernst meinen, zeigen die Fakten: 2009 wurden in sechs Stunden beinahe 100 Kilo Unrat an Land geholt und der fachgerechten Entsorgung zugeführt. Damit die Bewohner/innen der Siedlung Einblick in die „Materie" bekamen, waren die Fahrräder, Einkaufswagen und Stereoanlagen, Flaschen und viele andere Alltagsgegenstände zwei Wochen lang in der „Müll-Ausstellung" zu besichtigen. Vielleicht hat sogar jemand dabei sein „verlorengegangenes" Umweltbewusstsein wieder gefunden. Die jungen Menschen wiederum werden zur aktiven Aneignung und Gestaltung ihres unmittelbaren Wohnumfelds animiert. Neben der Entwicklung eines nachhaltig verantwortungsvollen Umgangs mit Naturräumen fördern wir soziale Kompetenzen, denn die Mitmachaktion schafft Kommunikationsanlässe zwischen den Generationen und Kulturen und gibt Raum für gemeinsames Erleben.

Fotos:
http://www.spektrum.at/gallery/view_album.php?set_albumName=glanpiraten_2009
http://www.spektrum.at/gallery/view_album.php?set_albumName=glanpiraten_saeuberung_09
http://www.spektrum.at/gallery/view_album.php?set_albumName=komm_glanpiraten08

2.6 Gartenprojekt
Jugendliche bewirtschaften 50m2 im Lieferinger Krautgarten

15 Maxglaner Jugendliche zwischen 12 und 18 Jahren standen Anfang 2009 vor einem 50 m2 großen Feld im Lieferinger Krautgarten. Ein Feld voller Unkraut. Jäten, umgraben und den Acker mit neuer Erde füllen waren die ersten Aufgaben. Dann die Frage: Was wollen wir anpflanzen? Dazu führten Bio-Bauern der Umgebung die Jugendlichen durch ihre bewirtschafteten Gärten: Erdbeeren, Tomaten- und Salatpflanzen - alles hautnah. Die ersten Setzlinge wurden gepflanzt, daneben kleine Wassergräben gebaut. Auch die Beete rundherum waren interessant für die jungen Gärtner/innen. Sie konnten sich bei den erfahrenen Nachbarn alles ansehen und bekamen hilfreiche Antworten auf ihre Fragen.
Das Gartenprojekt bietet vielfältige Lernprozesse. Während der Arbeiten sind viele Gespräche möglich, soziale und fachliche Fähigkeiten werden gefördert. Die Arbeit im Krautgarten animiert zu Experimenten, die Jugendlichen erobern sich ein Stück Grünland im öffentlichen Raum: (Natur)Erfahrungen, die junge Menschen im urbanen Alltag nicht mehr machen, werden neu entdeckt.

Fotos:
http://www.spektrum.at/gallery/view_album.php?set_albumName=komm_garten

2.7 Le Parkour 
Eine neue Art des Entdeckens

Die Besucher/innen des Kommunikationszentrums entdeckten, dass das, was sie täglich auf ihrem Weg durch die Siedlung machen, nämlich über Mauern zu klettern, über Geländer zu springen oder die Stiegen runterzurutschen eine internationale Trendsportart ist: Parkour. Sie beschäftigten sich intensiv mit den Hintergründen und professionalisierten ihre Techniken, zuerst in den Räumlichkeiten des KOMM, dann kundschafteten sie Routen durch ihre Siedlung aus. Heute überwinden sie physische und mentale Hindernisse auf ihre Art, lernen den eigenen Körper und seine Grenzen kennen und erobern ein Stück öffentlichen Raum. Parkour als Form außergewöhnlicher Auseinandersetzung mit dem eigenen Wohn- und Lebensumfeld schafft eine hohe Identifikation mit diesem. Bewegung ohne jedes Hilfsmittel verursacht keine Schäden, die Jugendlichen selbst sind die Protagonist/innen, auch wenn es heißt, die Hausbesorger/innen und Bewohner/innen in vielen Gesprächen über Parkour zu informieren und Verständnis für ihre Art der Fortbewegung zu erreichen.

Fotos:
http://www.spektrum.at/gallery/view_album.php?set_albumName=le_parkour
http://www.spektrum.at/gallery/view_album.php?set_albumName=le_parkour2

2.8 Geocaching
Digitale Schnitzeljagd

Das Geocaching ist die moderne Form der Schatzsuche. „Cache" steht für Schatz oder geheimes Versteck. Bei diesem Spiel geht es darum mit Hilfe eines GPS-Gerätes und Kombinationsgabe über mehrere Stationen hinweg versteckte Hinweise zu finden, knifflige Rätsel und witzige Aufgaben zu lösen, um am Ende den „Schatz" zu finden.
Der „Schatz" kann verschieden ausfallen. Zum einen unterscheidet er sich in der Größe (Mikro, Small, Medium und Regular) und zum anderen in der Art und Weise, wie man ihn „loggen" bzw. heben kann. Meistens handelt es sich um verschieden große Behältnisse, in denen ein kleines Büchlein oder eine Papierrolle - auch Logbuch - ist (traditioneller Cache). In diesem Logbuch trägt man sich ein und bestätigt somit, dass man den „Schatz" gefunden hat. In größeren Behältnissen finden sich neben dem „Logbuch" auch Tauschobjekte, kleiner billiger Krimskrams, denn die allgemeine Regel der Cacher lautet: „Get some stuff, leave some stuff".

Es gibt verschieden kniffelige Touren, ***** Sterne bezeichnen schwierig zu hebende Caches (z.B.: in der Strubklamm befindet sich ein Cache, der nur durch Canyoning zu erreichen ist). Im Stadtteil Lehen gibt es einfacher zu erreichende Caches. Beispielsweise im Lehener Park, bei der Stadtbibliothek oder beim Krankenhaus. Aber am Mönchsberg liegen noch weitaus mehr... Mit Kindern und Jugendlichen machen wir uns immer wieder auf digitale Schatzsuche und erforschen jedes Mal ein Stück mehr Stadt und damit Lebensumfeld. Meist führt die Erkundungstour über die Siedlung hinaus und die jungen Leute sind in Teilen Salzburgs unterwegs, die nur ein paar Busstationen von ihrer Wohnung entfernt, aber doch unbekanntes Gebiet sind. Jede Aktion ist ihre Reise wert!

Fotos:
http://www.spektrum.at/gallery/view_album.php?set_albumName=geocaching_kap

http://www.spektrum.at/gallery/view_album.php?set_albumName=komm_geocaching

2.9 Kinderstadt „Mini-Salzburg"
Was ist eine Kinderstadt?

Mini-Salzburg ist ein innovativer Bildungsraum - „Festspiele" für Kinder und Jugendliche sozusagen - in dem sich Leben und Arbeiten, Freizeitvergnügen und Lernen, Realität und Fiktion, Politik und Kultur in verschiedensten Facetten vermischen. Seit 2003 wird Mini-Salzburg alle zwei Jahre nach dem Münchner Vorbild in der Salzburger Eisarena und einem weitläufigen Außenbereich des Volksgartens veranstaltet. Mini-Salzburg ist eine von Erwachsenen entwickelte und organisierte Modellstadt, in der Kinder Einrichtungen und Ereignisse wieder finden, die sie aus dem Stadtleben kennen, von denen sie aber im Normalfall ausgeschlossen sind: Stadtregierung und Wahlen, Arbeitsmarktservice, Bank, Universität oder Werkstätten. Die Kinderstadt zählt an 13 Öffnungstagen zu Schulschluss und Ferienbeginn mehr als 6000 Einwohner/innen zwischen 7 und 14 Jahren. Täglich stürmen mehr als 1200 junge Bürger/innen ihre Stadt. Dazu kommen etwa 2000 Erwachsene: Eltern, Lehrer/innen, Fachpublikum, Neugierige und Passant/innen. Die Betreuung übernehmen 70 - 80 diplomierte Sozialarbeiter/innen, Pädagog/inn/en und Studierende aus dem Team des Vereins Spektrum mit Unterstützung von Mitarbeiter/innen verschiedener Partnerorganisationen aus dem Kultur-, Bildungs-, Medien- und Sozialbereich.

Das Besondere am Projekt
Das Besondere an Kinderstädten ist der große Spielraum und die Eigenständigkeit, Selbstverständlichkeit und Ernsthaftigkeit, mit der die jungen Akteure an das Spiel herangehen. Kinder sind kompetente Persönlichkeiten und machen Mini-Salzburg drei Wochen lang zu einem Stück Jugendkultur, das für alle zugänglich, erreichbar und bezahlbar ist.
Spielraum, der in dieser Zeit normalerweise nicht zur Verfügung steht, wird aktiviert. Mini-Salzburg stellt ein ereignishaftes, mehrwöchiges Angebot an einem zentralen Ort dar, das jungen Menschen vielfältige Beteiligungsmöglichkeiten am sozialen und kulturellen Leben der Gemeinde bietet. Mini-Salzburg versteht sich als wesentlicher Beitrag, Kindern ein in der Öffentlichkeit beachtetes Forum zu bieten, in dem öffentlicher Raum für Spiel nutzbar gemacht wird, Orte (zurück)erobert und Spiel, Raum, Zeit und Zeug angeboten werden.

Die spielerische Beschäftigung mit „Stadt", insbesondere der eigenen, mit „Politik", „Kultur", „Wissenschaft", „Medien", „Handwerk" oder „Wirtschaft" bietet für junge Salzburger/innen die Gelegenheit, ihr unmittelbares Lebensumfeld aus einem neuen Blickwinkel kennen zu lernen und ermöglicht eine Identifikation mit ihrer Stadt, in Mini-Salzburg gestalten sie ihre Spielwelt inmitten ihrer Lebenswelt: Die Kinder erleben ein Stück Erwachsenenwelt - ein Planspiel wie „Mini-Salzburg" simuliert komplexe Prozesse mit vielen Akteuren und vermittelt politische Struktur- und Institutionszusammenhänge. Es versetzt die Teilnehmer/innen in eine fiktive Situation und bietet ein hohes Maß an Lerntransfer durch erlebte Erfahrungen. Die Stadtregierungen beispielsweise treffen Entscheidungen über die Höhe der Steuern, den Umgang mit Arbeitslosigkeit und bearbeiten Anträge der Bürger/innen. Selbstverständlich übernehmen sie auch Repräsentationsaufgaben und führen Gespräche mit Politiker/innen aus Stadt und Land. Kinder und Jugendliche setzen sich in ihrer Freizeit - freiwillig - mit Themen auseinander, die sie im Schulzusammenhang oft als abstrakt oder uninteressant bezeichnen. Bei diesem Projekt aber bleibt das Spiel zentrales Moment. Mini-Salzburg macht Spaß und bringt lebendige Jugendkultur in die Festspielstadt.

Die Durchführung einer Kinderstadt ist ein Schritt dazu, Kinder am kulturellen, politischen und wirtschaftlichen Geschehen zu beteiligen, ihre Ideen und Wünsche zu erfahren und in die Realität umzusetzen. Durch die Erfahrung mit Engagement etwas bewirken zu können, wird bei Kindern sowohl Interesse für Politik als auch die Identifikation mit dem demokratischen Gemeinwesen gefördert. Politische Zusammenhänge und Entscheidungen werden lebendiger und durchschaubarer. Diesen Prozess, der noch in Kinderschuhen steckt, gilt es weiter voranzutreiben. Neuerliche Veranstaltungen werden eine Kontinuität erzeugen, die Kindern zeigt, dass ihre Wünsche ernst genommen werden; damit geht die Forderung einher, eine permanente Partizipation von Kindern im Stadtleben zu erreichen und Veränderungen zu bewirken, die über den Erfolg einer einmaligen Veranstaltung hinausgehen. Beteiligungsprozesse mit Kindern und Jugendlichen müssen sich außerhalb der Mini-Salzburg-Kulisse etablieren und damit für Kinder Vorteile erzeugen, die über die unmittelbare Aktionszeit hinausreichen.

www.mini-salzburg.spektrum.at
Downloads:
http://www.spektrum.at/publikationen/gfx/soziokulturelle_animation_im_kontext.pdf
Publikation:
Burgstaller, Petra: Zukunft : Spiel. Am Beispiel der Kinderstadt „Mini-Salzburg". Wissenschaftliche Schriftenreihe des Zentrums für Zukunftsstudien - Salzburg. Lit Verlag, Wien 2005.


Zitiervorschlag

Burgstaller, Petra und Thomas Schuster (2010): Verein Spektrum Salzburg – Modelle sozialräumlicher Kinder- und Jugendarbeit in Salzburg. In: sozialraum.de (2) Ausgabe 1/2010. URL: https://www.sozialraum.de/verein-spektrum-salzburg.php, Datum des Zugriffs: 29.03.2024