Editorial zur Ausgabe 1/2015
Liebe LeserInnen,
mit der Ausgabe 1/2015 erscheint die nun zehnte Ausgabe von sozialraum.de. Wir freuen uns, dass wir dabei mit 14 Beiträgen eine besonders umfangreiche und thematisch erneut sehr vielfältige Ausgabe veröffentlichen können.
In der Rubrik Grundlagen gibt Martina Löw in ihrem Beitrag, der auf ihrer Antrittsvorlesung an der TU Berlin basiert, einen Einblick in neue Tendenzen der Raumtheorie und ihre Relevanz für die Raumforschung. Elke Schimpf und Markus Emanuel arbeiten in ihrem Artikel Hintergründe und Argumente für eine fachliche und politische (Neu)Positionierung der Gemeinwesenarbeit heraus. Ulrich Deinet und Kirsten Nelke formulieren aus einer lokalen Befragung in Düsseldorf heraus konzeptionelle Überlegungen für eine klarere Ausrichtung und Positionierung der Schulsozialarbeit. Und Heiko Berner leitet entlang des Handlungsbegriffs von Pierre Bourdieu zentrale Implikationen für die Sozialraumforschung ab.
Im Methodenkoffer präsentieren Gabi Wittekopf und Michael Noack eine Weiterentwicklung der Methode der Stadtteilbegehung hin zu einer „Stadtteilbegehung im Rollstuhl“ und einer „Stadtteilbegehung Indoor“. Irene Dummer, Manuel Malcherowitz und Jens Weck zeigen, wie die virtuelle Nadelmethode 2.0 als hilfreiches Werkzeug für die Förderung von Partizipation und Medienkompetenz eingesetzt werden kann.
Als Gast der Ausgabe konnten wir diesmal das Wiener TEAM FOCUS gewinnen, das über seine langjährigen Erfahrungen mit Sozialraumanalysen und deren aufklärende und versachlichende Wirkung in politischen Diskussionen berichtet.
Die Rubrik Projekte macht besonders deutlich, wie umfangreich und vielfältig inzwischen mit den empirischen Methoden zu Sozialraumanalysen gearbeitet wird. Martin Geserich und Irene Fink beschreiben eine Sozialraumanalyse zur Offenen Jugendarbeit mit verschiedenen Standorten und Mitarbeitenden im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald. Frank Eckardt dokumentiert die Ergebnisse der „Werkstatt Sozialraumanalyse“ der Bauhaus-Universität Weimar über die neuere Entwicklung der einstmaligen „ostdeutschen Parade-Stadt“ Suhl. Ulrich Deinet, Heike Gumz und Christina Muscutt berichten von den Ergebnissen einer Befragung zur Offenen Ganztagsschule aus Sicht von Kindern und nehmen dabei Bezug zu den sozialräumlichen Implikationen der Ergebnisse. Lena Correll, Karsten Kassner und Julia Lepperhoff zeigen anhand der Evaluation des Bundesprogramms „Elternchance ist Kinderchance“ die Potentiale der Weiterentwicklung von früher Bildung durch stärkere sozialräumliche Vernetzung der Angebote auf. Die Sozialraumanalyse im Wiener Stadtteils Donaufeld von MitarbeiterInnen des Vereins Wiener Jugendzentren macht deutlich, wie Aneignungsprozesse von Jugendlichen methodisch erfass- und darstellbar sind und betrachten die Ergebnisse im lokalen Kontext. Und Annette Harth und Claudia Heinzelmann verweisen auf die sozialräumliche Bedeutung von Stadtteilplätzen im Kontext lokaler Sicherheitsdiskurse.
In der Rubrik Praxis wird veranschaulicht, wie das Projekt „Q8 – Quartiere bewegen“ die sozialräumliche Neuausrichtung der Angebote der „Evangelischen Stiftung Alsterdorf“ befördert und welche Erfahrungen und Herausforderungen bei der sozialräumlichen Weiterentwicklung des Trägers feststellbar werden.
Wir wünschen nun viel Freude beim Lesen und eine anregende Beschäftigung mit den Beiträgen dieser Ausgabe.
Bremen, Düsseldorf, Wien, St.Gallen im Oktober 2015,
Christian Spatscheck, Ulrich Deinet, Richard Krisch, Christian Reutlinger