Zeitbudgets von Kindern und Jugendlichen

Ulrich Deinet, Richard Krisch

Kinder, Jugendliche oder Erwachsene werden - in einem ungestörten Rahmen - gebeten, ihren täglichen Zeitablauf in einen Plan einzutragen, um damit ihre zeitlichen Dispositionen sichtbar zu machen. Die Methode, die bei Hiltrud von Spiegel als Zeitbudgets von Kindern beschrieben wird, soll Aufschluss geben über deren pflichtfreie Zeit bzw. über die Aufteilung ihrer gesamten Tageszeit. Daraus ergeben sich Hinweise, wo und wie Kinder ihre Freizeit verbringen. Auch bei dieser Methode handelt es sich um eine vereinfachte Methode der qualitativen Sozialforschung (Timesample).

Richard Krisch hat diese Methode auch mit Jugendlichen angewandt: „Jugendliche tragen in einer entsprechend strukturierten Vorlage ihren Tagesablauf an mehreren ausgewählten Tagen ein. Dabei werden in einem - an ein Koordinatensystem angelehntem - Raster mit Stundeneinteilungen sowohl die Tätigkeiten, als auch die damit verbundenen Orte oder Regionen festgehalten. Beschreiben die Jugendlichen ihre „Zeit-Raum-Diagramme" auch stichwortartig, so liefern die Eintragungen auch bedeutende Informationen über ihre präferierten Freizeitorte bzw. über ihre Aktivitäten" (Krisch 2009, S.:134).

Beispiel für ein Zeitbudgetdiagramm:

Beispiel für ein Zeitbudgetdiagramm

Die Frage nach dem Zeitbudget von Kindern und Jugendlichen ist aus Sicht der Kinder- und Jugendarbeit aktuell von großer Bedeutung, weil sich viele Einrichtungen fragen, wie sich ihre Angebote im Tagesablauf von Kindern und Jugendlichen, die z.B. Ganztagsschulen besuchen, einbetten lassen. Durch die Methode lassen sich viele (teilweise repräsentative) Aussagen über das Freizeitverhalten und die Lebenswelten der jeweiligen Zielgruppe, aber auch ihrer Mobilitätsformen treffen. Die Ergebnisse könnten für die Planung von Öffnungszeiten und Angeboten wichtig sein. Oft sind die Aussagen so differenziert, dass sich daraus weitere Fragen zur Konzeptentwicklung ableiten lassen.
Vor der Durchführung sollten Zielgruppe und Zielsetzung eindeutig bestimmt werden, die Fragestellung muss außerdem genau formuliert sein. Die Anzahl der TeilnehmerInnen und der Fragen sollte begrenzt sein.

Beispiele für Zeitraster


Die Methode ist für die Zusammenarbeit mit „Schule" gut geeignet. Findet eine Befragung an Schulen statt, ist dies vorab mit LehrerInnen und SozialarbeiterInnen abzustimmen. Gerade bei der Durchführung mit Kindern ist es wichtig, eine animative Form zu finden, etwa Sticker für verschiedene Tätigkeiten im Tagesablauf, die dann in einen Tagesplan eingeklebt werden können.
Der Arbeitsaufwand bei der Auswertung der Methode ist sehr hoch, jedoch werden Kinder und Jugendliche aktiv an der Umsetzung beteiligt.

Ausführlich:
Ulrich Deinet: Analyse und Beteiligungsmethoden. In: Ulrich Deinet (Hrsg.): Methodenbuch Sozialraum. Wiesbaden 2009. S.78 f.
Spiegel, Hiltrud von: "Offene Arbeit mit Kindern - (k)ein Kinderspiel", Münster 1997
Richard Krisch: Sozialräumliche Methodik der Jugendarbeit. Aktivierende Zugänge und praxisleitende Verfahren. Weinheim und München 2009. S. 134 - 140

Zitiervorschlag

Deinet Ulrich und Richard Krisch (2009): Zeitbudgets von Kindern und Jugendlichen. In: sozialraum.de (1) Ausgabe 1/2009. URL: https://www.sozialraum.de/zeitbudgets-von-kindern-und-jugendlichen.php, Datum des Zugriffs: 02.12.2024