Community Connectors

Partizipatives Co-Design in der Integrationsarbeit durch einen sozialräumlichen Ansatz

Fanny J. Köhler, Joschka Dreher

1. Einleitung

In den Jahren 2022 bis 2024 nahm die Landeshauptstadt Düsseldorf an dem vom europäischen Städte-Netzwerk-EUROCITIES geleiteten [1] Projekt UNITES (Urban Integration Strategies Through Co-Design)[2] zur Förderung von Partizipation und Co-Design in der Entwicklung kommunaler Integrationsstrategien teil. Ziel des UNITES-Projektes war es, die teilnehmenden Städte in Co-Design-Methoden zu schulen und sie dabei zu begleiten, ihre jeweiligen kommunalen Integrationsstrategien unter Beteiligung verschiedener Stakeholder-Gruppen und insbesondere unter der direkten Beteiligung von Menschen mit Einwanderungsgeschichte weiterzuentwickeln. Die teilnehmenden Städte entwickelten beteiligungsorientierte Projekte und Strukturen, zugeschnitten auf ihre jeweiligen Rahmenbedingungen und Bedarfe. Das Amt für Migration und Integration der Landeshauptstadt Düsseldorf entwickelte in diesem Rahmen die Struktur der Community Connectors.

Community Connectors sind Menschen mit Einwanderungsgeschichte und Wohnsitz in Düsseldorf, die im Rahmen eines bis zu zweijährigen ehrenamtlichen Engagements als Brückenbauer:innen zwischen der Stadtverwaltung und Menschen mit Einwanderungsgeschichte in Düsseldorf wirken und als Sprachrohr gegenüber der Stadtverwaltung fungieren. So können sie beispielsweise im Rahmen ihres Engagements Kontakte knüpfen und Netzwerke aufbauen, über diese Netzwerke Informationen aus der Stadtverwaltung an die Communities herantragen und umgekehrt Anliegen, Bedürfnisse, Fragen und Themen der Einwohner:innen mit Einwanderungsgeschichte in Düsseldorf an die Stadtverwaltung zurückspiegeln. Ferner werden sie dazu eingeladen, an Prozessen zur Entwicklung, Gestaltung oder Aktualisierung neuer und bestehender Maßnahmen der Integrationsarbeit teilzunehmen und – als Expert:innen aus Erfahrung – ihre Sichtweise auf die Maßnahmen aus der Nutzer:innenperspektive einzubringen. Ziel hierbei ist es, eine Form der Zusammenarbeit zu erschaffen, die einen hohen Grad an Partnerschaftlichkeit (im Sinne von Arnstein 1969, 221f., siehe auch Abschnitt 2.2) aufweist und damit über einen reinen Tokenismus hinausgeht.

Die erste Gruppe der Community Connectors wurde im März 2024 gebildet und ist zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Artikels seit rund einem Jahr aktiv. In diesem ersten Jahr der Umsetzung wurde an einer Vielzahl von Erfahrungen deutlich, wie voraussetzungsreich eine solche partnerschaftliche Zusammenarbeit ist und welche Herausforderungen auf dem Weg dorthin zu bewältigen sind. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, wurde der Einbezug der sozialräumlichen Handlungsprinzipien gewählt und wird derzeit erprobt.

Dieser Artikel beschreibt und reflektiert den Weg der Community Connectors von der Ursprungsidee über das erste Jahr der Umsetzung und den dabei zutage getretenen Herausforderungen bis hin zu den erfolgten Anpassungen unter Anwendung einer sozialräumlich geprägten Ausrichtung.

2. Konzeptidee

Die folgenden Abschnitte geben einen Überblick über die Konzeptualisierung der Community Connectors, wie sie im Rahmen des UNITES-Projektes entwickelt wurde.

2.1 Ausgangslage

Bereits vor der Teilnahme am UNITES-Projekt waren beteiligungsorientierte Prozesse Teil der Arbeitsweise der Landeshauptstadt Düsseldorf und des Amtes für Migration und Integration. So wurde die kommunale Integrationsstrategie „Gesamtstädtisches Integrationskonzept“, angeregt durch einen Ratsbeschluss von März 2005 und fortgeschrieben durch Ratsbeschlüsse aus den Jahren 2013 und 2017 (Landeshauptstadt Düsseldorf 2005, 2013a, 2017a), in einem breit angelegten beteiligungsorientierten Prozess mit relevanten Stakeholdern aus Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft entwickelt und mehrfach aktualisiert (Landeshauptstadt Düsseldorf 2013b, 2017b).

Diesen (und anderen) auf Partizipation angelegten Prozessen ist jedoch gemein, dass die Perspektiven von Menschen mit Einwanderungsgeschichte in der Regel nicht von den betroffenen Personen selbst, sondern von Stellvertreter:innen aus Haupt- und Ehrenamt mit etablierten Kontakten zur Zielgruppe eingebracht werden. Eine systematische und dauerhafte direkte Partizipation von Menschen mit Einwanderungsgeschichte, die einen besonderen Fokus auf vulnerable Gruppen legt und auch in Arbeitsprozesse des Verwaltungshandelns eingebunden wird, findet nicht statt. Diese Lücke soll durch die Community Connectors geschlossen werden.

Mit den Community Connectors soll so eine Struktur geschaffen werden, die es ermöglicht,

Ein besonderes Augenmerk soll dabei auf die Erreichung vulnerabler Personen und Gruppen gelegt werden. Als vulnerable Personen werden solche definiert, die insbesondere aufgrund ihrer Lebenssituation (z. B. akute Krisensituationen, unsichere Aufenthaltsperspektive, Erwerbsarbeitslosigkeit, Alleinerziehende, pflegende Angehörige, Menschen mit körperlichen oder psychischen Einschränkungen) nicht oder nur eingeschränkt in der Lage sind, für ihre eigenen Belange einzutreten. Dabei ist zu beachten, dass gerade bei Menschen mit Einwanderungsgeschichte nicht nur prekäre Lebenslagen zu einer „Stimmlosigkeit“ führen, sondern vielmehr auch Ausgrenzungserfahrungen z.B. aufgrund dominanter Sprechnormen (BMFSFJ 2024, 163ff.), sowie Ausgrenzungserfahrungen in etablierten Organisationen, über die privilegiertere Bevölkerungsgruppen mit größerer Selbstverständlichkeit für ihre Interessen eintreten können (ebd., 118ff.). Auch Einschränkungen insbesondere eines politischen Engagements aufgrund der Staatsbürgerschaft sind hier zu erwähnen (ebd., 186). Der hier verwendete Begriff der Vulnerabilität schließt also auch eine (von außen zugefügte) Marginalisierung mit ein. Als vulnerable Gruppen werden solche definiert, die nicht bzw. noch nicht in der Lage sind, sich in formalisierten und anerkannten Zusammenschlüssen zu organisieren und sich dadurch gesellschaftlich und politisch Gehör zu verschaffen (z. B. Personen, die noch nicht lange in Deutschland leben). Dabei können auch bürokratische Hürden und ungleiche Zugänge zu Ressourcen für kleine und neu gegründete Organisationen eine Rolle spielen (BMFSFJ 2024, 141f., 187ff., 193f.). Die Nutzung des Begriffs der ‚Community‘ bedeutet also gerade nicht, dass ausschließlich Personen, die Teil eines etablierten Netzwerkes oder Zusammenschlusses sind, als Zielgruppe anzusehen sind. [3] Vielmehr sollen die Community Connectors auch und gerade denjenigen Stimmen, die sonst eher untergehen oder gar nicht erst gehört werden, Gehör verschaffen.

2.2 Theoretische Grundlagen

Die ideellen Grundlagen für die Entwicklung des Konzepts der Community Connectors lieferte eine Qualifizierung, welche die Vertreter:innen der teilnehmenden Städte zum Auftakt des UNITES-Projekts durchlaufen haben. Die Qualifizierung vermittelte den kommunalen Fachkräften sowohl theoretisches Wissen zu Co-Design, Partizipationsmodellen und Integrationsstrategien als auch Best-Practice-Beispiele aus verschiedenen Ländern [4].

Praktische Vorbilder für die Idee der Community Connectors waren zwei Projektbeispiele aus der englischen Stadt Coventry und aus der schwedischen Gemeinde Mörsil. Die Stadt Coventry hat in Kooperation mit der Coventry University in einem 4-tägigen Training insgesamt 82 Personen – Zielgruppe waren laut Ausschreibung Migrant:innen, Geflüchtete und Asylsuchende (MiFriendly Cities 2021) – in Methoden des Community Research zu ‚Citizen Social Scientists‘ ausgebildet und sie anschließend bei der Durchführung eines selbstgewählten Forschungsvorhabens unterstützt (Eurocities 2022b). Mörsil hat im Rahmen eines Bürger:innen-Dialogs 70 Personen (ca. 8% der Einwohner:innen des Ortes) zu der Frage ‚Wie wollen wir zusammen leben?‘ interviewt und auf Basis der Antworten weitere Dialogverfahren in Kleingruppen angestoßen. Das Vorgehen zeichnete sich dabei durch eine große Niedrigschwelligkeit und Lebensweltnähe aus. So wurden Menschen auf ihrer Arbeitsstelle aufgesucht oder an zentralen Orten des Lebens in der Gemeinde, wie dem Supermarkt, interviewt (Eurocities 2022b, Sveriges Kommuner och Regioner 2019).

Im Ansatz der Community Connectors sollen Prinzipien aus beiden Ansätzen – der Forschungscharakter und die Niedrigschwelligkeit – miteinander kombiniert werden. Die Community Connectors werden demnach in realistischen und praxisnahen Methoden der Vernetzung und Informationsgewinnung befähigt, ohne dass dabei jedoch ein Anspruch auf Wissenschaftlichkeit besteht. Die Idee dahinter ist vielmehr, dass die Community Connectors dazu ermutigt und befähigt werden, sich weniger als Repräsentant:innen denn als ‚Forscher:innen’ zu verstehen, und auf dieser Basis  nicht nur ihre eigenen, sondern eine Vielzahl von Perspektiven im Austausch mit der Stadtverwaltung einzubeziehen. .

Die theoretische Grundlage für die Idee der Community Connectors bilden drei Modelle der Partizipation und Co-Produktion, die jeweils aufeinander aufbauen bzw. aus dem vorangegangen Modell abgeleitet sind: die ‚Ladder of Participation‘ von Sherry R. Arnstein (Arnstein 1969), die ‚Ladder of Co-production‘ der Initiative Think Local Act Personal und der National Co-production Advisory Group (Think Local o. J.) und die ‚Ladder of Participation (Refugee & Migrant Integration)‘ des Share Network (Share Network o. J.). Die Modelle von Arnstein und Think Local stufen den Grad der Partizipation auf einem Spektrum zwischen ‚Manipulation‘ als Nicht-Partizipation und ‚Bürger:innenkontrolle‘ als höchste Form der ‚Citizen power‘ (Arnstein 1969, 217ff.) bzw. zwischen ‚Zwang‘ und ‚Co-Produktion‘ (Think Local o.J.) ein. Das Modell des Share Networks unterscheidet zwischen ‚Doing for‘, ‚Doing with‘ und ‚Doing together‘ und reicht vom gering partizipativen ‚Informieren‘ bis zur hoch partizipativen gemeinsamen ‚Organisationsführung und Entscheidungsfindung‘ (Share Network o. J.).

Orientierung für das Konzept der Community Connectors bieten die Definitionen von ‚Co-Design‘ [5] aus dem Modell von Think Local und ‚Co-Creation‘ [6] aus dem Modell des Share Network, sowie das Verständnis der ‚Partnership‘ von Arnstein (Arnstein 1969, 221f.). Maßstab bei diesen Ansätzen ist es, dass die Nutzer:innen von Dienstleistungen – in diesem Fall Menschen mit Einwanderungsgeschichte – im Rahmen einer ehrenamtlichen oder geringfügig kompensierten Tätigkeit und auf Basis ihrer Erfahrungen und Ideen in die (Weiter-) Entwicklung, Implementierung und Evaluierung von Dienstleistungen und Integrationsmaßnahmen eingebunden sind. Entscheidend hierbei sind ein wirkungsvoller Einfluss, eine echte Entscheidungsmacht und eine Begegnung auf Augenhöhe. Dies hebt das Vorgehen auf das Level einer wirklichen Partnerschaft und unterscheidet sich damit von geringeren Formen der Zusammenarbeit, z. B. der Platzierung (‚placation‘), die Arnstein in ihrem Modell als Tokenismus einstuft (Arnstein 1969, 220f.).

Im Hinblick auf das Verwaltungshandeln wurde die Idee der Community Connectors mit einem primären Fokus auf der Bedarfserfassung und Planung entwickelt. Die Struktur ermöglicht jedoch grundsätzlich eine Beteiligung in allen Phasen des Politikzyklus. [7] Insbesondere für die Evaluationsphase birgt sie ein großes Potenzial.

2.3 Zielgruppe: Wer kann Community Connector werden?

Folgende Kriterien wurden als Voraussetzung für ein Engagement als Community Connector definiert:

Die Gesamtgruppe der Community Connector soll zudem annähernd die Diversität der Einwohner:innen mit Einwanderungsgeschichte in Düsseldorf wiederspiegeln. Im ersten Akquiseprozess wurden aufgrund der vorerst beschränkten Gruppengröße von 15 Personen zunächst die Merkmale Herkunft bzw. Nationalität, Sprachkenntnisse, sowie die Art der Migration (reguläre und irreguläre Arten sollen gleichermaßen berücksichtigt werden) priorisiert. So wurde darauf geachtet, dass ein Herkunftsland höchstens durch zwei Community Connectors vertreten wird. Ferner wurde eine gezielte Ansprache von Personen aus den zahlenmäßig wichtigsten Herkunftsländern und eine Ansprache von Menschen mit Fluchterfahrung gefördert. Für die Zukunft wird eine weitere Diversifizierung angestrebt.

Die Akquise erfolgte dabei über einen öffentlichen Aufruf (Landeshauptstadt Düsseldorf, 2024a), der auch über die Social Media Kanäle der Stadt geteilt wurde, sowie über die Verbreitung in etablierten Netzwerken mit ehren- und hauptamtlichen Vertreter:innen der Wohlfahrtsverbände und der Zivilgesellschaft. Das Projekt wurde zudem bei verschiedenen Gelegenheiten digital und in Präsenztreffen vorgestellt und es wurden persönliche Gespräche mit interessierten Personen geführt.

3. Vom Konzept in die Praxis: Das erste Jahr der Umsetzung

In den folgenden Abschnitten wird zunächst die Implementierung des Konzepts der Community Connectors im ersten Jahr ihres Bestehens beschrieben. Im Anschluss wird auf einige der zentralen Herausforderungen eingegangen, die sich in dieser Zeit für den partizipativen Prozess ergeben haben.

3.1 Erste Aktivitäten und Ergebnisse

Der Startschuss für das Projekt fiel im Februar 2024 mit einem offenen Aufruf an Interessierte, sich für die ehrenamtliche Tätigkeit als Community Connector zu bewerben (Landeshauptstadt Düsseldorf 2024a). In dieser ersten Akquisephase konnten insgesamt neun Personen als Community Connectors gewonnen werden.

Im März 2024 begannen die gemeinsamen Steuerungstreffen mit der Stadtverwaltung. Ziel war es, die Treffen einmal im Monat durchzuführen. Zu Beginn wurden sie – zur Klärung organisatorischer Fragen – in einem etwas engeren Turnus durchgeführt. Inhalte dieser Treffen waren neben dem gegenseitigen Kennenlernen und der allgemeinen Organisation erste Diskussionen und ein Erfahrungsaustausch über die Integrationsstrukturen in Düsseldorf, Inputs zum Hintergrund und zur Zielsetzung des Projekts, eine Einführung in die Grundlagen der Integrationsarbeit in Düsseldorf, eine Einführung in die Strukturen von Verwaltung und Politik in Düsseldorf mit Fokus auf Integrationsarbeit, sowie eine Vorstellung des Amtes für Migration und Integration und seiner zentralen Handlungsfelder und Programme. Ende April nahmen die Community Connectors am Programm des Städtebesuchs einer Delegation des UNITES-Projekts in Düsseldorf teil. Eine Arbeitseinheit widmete sich dabei exklusiv dem Projekt der Community Connectors. In dieser Phase lag der Fokus damit deutlich auf dem Wissensaufbau.

Parallel zu den ersten Treffen startete eine Qualifizierung zu Methoden des Community Outreach und Community Research, welche in insgesamt drei Sitzungen von April bis August 2024 durchgeführt wurde. Die Stadtverwaltung war bei dieser Qualifizierung nicht anwesend, um einen Schutzraum zu schaffen, in dem die Community Connectors persönliche Erfahrungen sowie damit einhergehende Herausforderungen offen untereinander teilen konnten. Um die Schulung für die Teilnehmenden möglichst praxisnah zu gestalten, wurden ihnen im Rahmen dieser Schulung von der Stadtverwaltung zwei Aufgaben übertragen, die sie unterstützt durch die Seminarleitung bearbeitet haben:

  1. Akquise weiterer Community Connectors bis zu einer Gruppengröße von bis zu 15 Personen. Ziel: Personen aus zahlenmäßig relevanten Herkunftsländern erreichen, die bisher noch nicht vertreten waren.
  2. Durchführung einer Umfrage unter Menschen mit Einwanderungsgeschichte zu ihren Erfahrungen mit Beratungsangeboten in Düsseldorf, insbesondere dazu, wie sie die Beratungsangebote suchen und finden, was Hindernisse bei der Nutzung sind und was ihnen bei der Nutzung wichtig und förderlich ist.

Dem Ansatz der Co-Kreation folgend erarbeiteten die Community Connectors im Verlauf des Trainings einen Fragebogen für die Umfrage, entwickelten und erprobten Strategien, um Gesprächspartner:innen und Interessent:innen zu gewinnen und evaluierten gemeinsam ihre Erfahrungen. Nach Abschluss des Trainings stellten die Community Connectors ihre Ergebnisse Vertreter:innen des Amtes für Migration und Integration vor. Die Ergebnisse werden in einen laufenden Prozess zur weiteren Planung und Koordinierung der Beratungsstrukturen in Düsseldorf einbezogen.

Eine zentrale Erkenntnis der Umfrage war der Bedarf an verlässlichen und leicht zugänglichen Informationen, sowohl über Beratungsstrukturen, als auch über verschiedene Themen und Dienstleistungen im Bereich von Migration und Integration in Düsseldorf. Tatsächlich war ein entsprechendes Unterfangen durch die Stadtverwaltung bereits zuvor auf den Weg gegeben worden, sodass dieser Empfehlung rasch entsprochen werden kann: Ab Mitte 2025 soll der Bedarf von der Integreat-App [8] gedeckt werden. Zugleich besteht für die Community Connectors die Möglichkeit, bei der Einführung der App gestaltend mitzuwirken: Zur Einrichtung der App wurde ein Think Tank des Kommunalen Integrationsmanagements [9] eingerichtet. Aufgabe des Think Tanks ist es, die App zu strukturieren, mit für die Zielgruppe relevanten Informationen zu füllen und diese dabei leicht handhabbar und verständlich zu präsentieren. Im Sinne eines Co-Design-Ansatzes wurden zwei Community Connectors – stellvertretend für die Gruppe – eingeladen, an diesem Think Tank mitzuwirken. Der Think Tank hat im Dezember 2024 seine Arbeit aufgenommen. Erste Ergebnisse werden Mitte 2025 erwartet.

Im Dezember 2024 haben die Community Connectors zudem an einer vom Amt für Migration und Integration ausgerichteten Veranstaltung zur politischen Beteiligung von Menschen ohne deutsche Staatsbürgerschaft teilgenommen (Landeshauptstadt Düsseldorf 2024b). Eine Community Connectorin hatte dabei einen aktiven Part als Referentin und war somit in die Implementierung der Veranstaltung involviert, die anderen waren jeweils als reguläre Teilnehmer:innen dabei.

Neben diesen größeren Unterfangen wurden die Community Connectors im Rahmen der Steuerungstreffen mit der Stadtverwaltung, ebenfalls im Sinne eines Co-Design-Ansatzes, bedarfsweise um Feedback aus der Nutzer:innenperspektive zu einzelnen Fragestellungen – z. B. zur Gestaltung eines Flyers oder zu Planungen für ein laufendes Projekt – gebeten. Zudem wurde die Vernetzung mit hauptamtlichen Akteur:innen der Integrationsarbeit in Düsseldorf, insbesondere den Welcome Points – Anlaufstellen für sozialräumlich orientierte Integrationsarbeit in Düsseldorf [10] – angeregt, um einerseits das Wissen der Community Connectors über die Strukturen in Düsseldorf auszubauen und andererseits gemeinsam mögliche Synergieeffekte und Kooperationen zu eruieren.

3.2 Herausforderungen

Wie es bei der Einführung einer neuen Struktur zu erwarten ist, traten im ersten Jahr der Arbeit mit den Community Connectors diverse Herausforderungen zutage, welche teils zu Frustration unter den Teilnehmenden führten und auch dem angestrebten Ziel einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit abträglich waren. Vor allem spiegelte die Zusammenarbeit in ihrer bisherigen Form nicht das Level an Einflussmöglichkeit und Gestaltungsmacht wider, welches mit dem Vorhaben umgesetzt werden sollte. Zusammenfassend lassen sich die zentralen Herausforderungen beschreiben als mangelnde Klarheit über das Tätigkeitsprofil der Community Connectors, mangelnde Klarheit über die Form und Strukturen der Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung und mangelnde Mitbestimmungsmöglichkeiten der Community Connectors.

Daneben haben sich auch weitere Aspekte ergeben, die vor allem auf die Frage abzielen, wer sich überhaupt in welcher Form und in welchem Umfang in der Struktur der Community Connectors engagieren und auch behaupten kann. Diese Fragen stehen im Zusammenhang mit den Hürden eines Engagements von Menschen mit sozialen Ungleichheitserfahrungen im Allgemeinen (BMFSFJ 2024, 85ff.) und von Menschen mit Einwanderungsgeschichte (und migrantisierten Personen) im Besonderen auftreten, z. B. das Thema Rekrutierungsnetzwerke (ebd., 155ff.), finanzielle und zeitliche Ressourcen (ebd., 138ff., 142ff.), das Thema (Mit?)Sprache [11] (ebd., 163ff.), aber auch logistische Aspekte wie Räume für die Selbstorganisation (ebd., 175ff.). Das Thema (Mit?)Sprache (ebd., 163ff.) ist dabei ein zentrales Thema für die Koordination mit Blick auf den Ressourcenaufbau. Bereits bei der Entwicklung der Idee der Community Connectors war die Herausforderung offenkundig, die sich ergibt, wenn die Engagierten an einem Tisch mit Führungskräften sitzen, die in der Regel Deutsch als Muttersprache erlernt haben, einen akademischen Hintergrund haben und für welche diese Situationen einen gewohnten (und geübten) Teil des Arbeitslebens ausmachen. Die Reflexion und Berücksichtigung dieser Punkte ist eine ebenso zentrale Voraussetzung für das Gelingen eines partizipativen Vorhabens wie das der Community Connectors wie die Orientierung am Willen der Engagierten und die Gewährleistung einer echten Gestaltungsmacht und wurde im Rahmen der UNITES-Trainings von den beteiligten Städtevertreter:innen vielfach diskutiert und erörtert. Auf diese Aspekte zusätzlich einzugehen, würde jedoch den Rahmen dieses Artikels deutlich überschreiten. Aus Gründen der thematischen Fokussierung wird hier darum nur auf diejenigen Aspekte weiter eingegangen, die im Zusammenhang mit den Fragen nach der Gestaltungsmacht der Community Connectors – ‚Wie groß ist die Gestaltungsmacht wirklich?‘, ‚Wie vermeiden wir eine tokenistische ‚Platzierung‘ und gestalten eine echte partnerschaftliche Kooperation?‘ – stehen und die im Rahmen der Sozialraumorientierung bearbeitet wurden.

Zu Beginn ihrer Tätigkeit hatten die Community Connectors deutlich unterschiedliche Auffassungen darüber, wie sich ihr Engagement gestalten sollte. Ihre Vorstellungen reichten dabei von einer ehrenamtlichen Einzelfallhilfe und persönlichen Begleitung für Menschen in prekären Lebenslagen bis hin zur Bearbeitung struktureller Problemlagen in der kommunalen Ausländerbehörde. Wiederkehrende Diskussionen über zum Teil makrostrukturelle Bedingungen und Hürden der Integration in Deutschland zeigten die Notwendigkeit auf, mit den Community Connectors wiederholt zu reflektieren, welche Themenfelder und Problemlagen innerhalb und welche außerhalb ihres Einflussbereiches lagen, um sich nicht in reinen Problembeschreibungen zu verlieren, sondern eine handlungs- und lösungsorientierte Perspektive zu entwickeln. Die Parallelität und Konkurrenz unterschiedlicher Prioritätensetzungen ist nach wie vor eine Herausforderung für Entscheidungsfindungsprozesse. So gehen innerhalb der Gruppe die Einschätzungen darüber, was in den verschiedenen Communities und bei Menschen mit Einwanderungsgeschichte allgemein als wichtiges Thema gilt, häufig weit auseinander.

Die Aufgaben, mit denen die Community Connectors im ersten Jahr betraut worden waren, bestanden zudem aus thematisch unzusammenhängenden und teilweise nach Bedarf formulierten Anfragen durch die Stadtverwaltung. Es gab keine klare Definition dessen, worin die regelmäßige – z. B. wöchentliche – Tätigkeit eines Community Connectors bestand, was bei den Engagierten zu Verwirrung und Verunsicherung führte. Der Auftrag, einen Survey über die Nutzung von Beratungsstrukturen durchzuführen, zeigte die Bedeutung einer angemessenen Balance zwischen Zielklarheit und Mitwirkung der Beteiligten in Co-Kreations-Prozessen auf. Dadurch, dass das Training und die Umsetzung des Auftrags ohne Beteiligung der Stadtverwaltung durchgeführt wurden, war den Teilnehmenden zeitweise nicht klar, welche Erkenntnisziele mit dem Survey verfolgt werden sollten, was ebenfalls in Verwirrung und Frustration mündete.

Zusätzlich fehlte den Community Connectors – bei diesem Auftrag und an anderer Stelle – immer wieder eine Rückmeldung darüber, welche Wirkungen ihr Beitrag entfaltete. Es mangelte ihnen somit an einem Gefühl der Sinnhaftigkeit und des Erfolgs ihrer Arbeit. Die Stadtverwaltung hatte zudem keine klare Strategie, inwieweit die Community Connectors in die Gestaltung ihres Aufgabenprofils miteinbezogen werden sollten. So hatten diese in den ersten Monaten zunächst kaum Einfluss darauf, mit welchen Themen sie sich im Rahmen ihrer Tätigkeit auseinandersetzen würden. Dieses Bereitstehen „auf Abruf“ war für die Community Connectors weder befriedigend noch gewinnbringend, gerade weil sie mit einer großen persönlichen Motivation zum Handeln und hohen Erwartungen an ihre Wirkungsmöglichkeiten in ihr Engagement gestartet waren. Die Zusammenarbeit in dieser Form erwies sich als eher einseitig und in Teilen intransparent für die Community Connectors und widersprach damit auch dem Anspruch an ein partnerschaftliches Arbeiten auf Augenhöhe und dem Prinzip eines Co-Design bzw. einer Co-Kreation, wie zuvor beschrieben.

Die Herausforderung bestand also darin, ein Tätigkeitsprofil und eine Form der Zusammenarbeit zu entwickeln, die den Erwartungen der Stadtverwaltung an das Programm – ein direkter Einbezug diverser Perspektiven von Menschen mit Einwanderungsgeschichte – entsprachen, die eine echte Mitwirkung und Einflussnahme der Engagierten ermöglichten und die ihnen zugleich die Effekte ihrer Tätigkeit transparent machten.

4. Sozialräumliche Orientierung als Schlüssel

Um dieser Herausforderung zu begegnen, stellte sich das Fachkonzept Sozialraumorientierung als vielversprechender Ansatz dar. Dabei wurden sowohl die räumlich-geographische Orientierung als auch die dem Konzept zugrundeliegenden Handlungsprinzipien – Orientierung am Willen, Aktivierung und Förderung der Eigeninitiative, Fokus auf Ressourcen, zielgruppen- und bereichsübergreifende Sichtweise, Kooperation und Koordination (Hinte 2019, Noack 2022) – in die Überlegungen und daraus resultierenden Richtungsentscheidungen miteinbezogen.

Im Rahmen des Community-Outreach-Trainings hatten die Community Connectors bereits erste eigene Vorschläge und Ideen für ihre weitere Arbeit entwickelt. Gemäß dem Prinzip der Orientierung am Willen der Menschen und der Förderung der Eigeninitiative bot es sich an, an diesem Punkt anzusetzen. Folglich wurde entschieden, diese Ideen aufzugreifen und die Community Connectors, wo möglich und zielführend, bei deren Umsetzung zu unterstützen. Ihre auf die Zielgruppe Menschen mit Einwanderungsgeschichte ausgerichteten Aktivitäten bestimmen die Community Connectors somit künftig selbst, gemäß ihren Interessen und Ressourcen. Erste Ideen, die sie für ihre Aktivitäten entwickelt haben, sind Stadtteilrundgänge für Neuankömmlinge im Stadtteil, ein interkultureller Abend oder ein Quizabend mit musikalischer Begleitung. Die städtische Koordination steht bei der Umsetzung dieser Ideen beratend zur Seite. Anfragen für Konsultationen durch die Stadtverwaltung können auch weiterhin bedarfsorientiert hinzukommen, stehen aber nicht mehr im Zentrum der Tätigkeit der Community Connectors.

Zur Durchführung der Angebote haben die Community Connectors Tandems und Kleingruppen gebildet, sodass stets mindestens zwei Community Connectors gemeinsam handeln. Dies entspricht zum einen dem Wunsch der Community Connectors, gemeinsam aktiv zu sein, und ist daher für die Motivation und den Handlungswillen entscheidend. Zum anderen hat es den praktischen Aspekt, dass sie gemeinsam über mehr Ressourcen (Zeit, Ideen, Sprachkenntnisse etc.) verfügen.

Um den Erfolg dieses auf Selbstbestimmung ausgerichteten Ansatzes zu gewährleisten, bestand der erste Schritt der Koordination darin, die Community Connectors in eine eigenständig arbeitende Struktur zu überführen und sie bei der Ausgestaltung derselben zu beraten und zu unterstützen.

Damit wandelte sich die Aufgabe der städtischen Koordination von einer bisher eher hierarchischen Rolle als Input- und Auftraggeber und ging in eine neue partnerschaftlichere Rolle als Förderer und ‚Möglichmacher‘ über. An dieser Stelle tritt auch der ressourcenzentrierte Ansatz des Sozialraumkonzeptes zutage, denn die Koordination muss nun verstärkt den Fokus auf den Ausbau und die Stärkung der Fähigkeiten und Ressourcen legen, die zur eigenständigen Ausübung der Tätigkeit als Community Connector erforderlich sind. Gleichzeitig bleibt es Aufgabe der Koordination in ihrer Steuerungsfunktion, die Erfüllung des Kernziels des Programms – der Netzwerkaufbau, der Aufbau von Kommunikationskanälen und die Etablierung eines Informationsflusses zwischen Communities bzw. Menschen mit Einwanderungsgeschichte und Stadtverwaltung – zu gewährleisten.

Zur Umsetzung der neuen Arbeitsform einigten sich Stadtverwaltung und Community Connectors auf folgende Arbeitsstruktur:

Einmal im Monat treffen sich alle Community Connectors gemeinsam als ‚Entscheidungsgremium‘, in welchem sie über die weitere Ausrichtung ihrer Aktivitäten sowie über die Themen und Problemstellungen, die sie an die Verwaltung übermitteln wollen, beraten. Hierfür wurden den Community Connectors drei unterschiedliche Methoden der konsensualen Entscheidungsfindung vorgestellt, die sich für unterschiedliche Entscheidungsszenarien eignen. Ziel ist, dass sie die Vielzahl der Themen und Problemstellungen berücksichtigen und diskutieren können und dabei zugleich entscheidungsfähig sind.

Um die Community Connectors darin zu befähigen, die identifizierten Themen lösungs- und handlungsorientiert zu diskutieren und Kritik oder Frustration in pragmatische und realisierbare Änderungsvorschläge auf der kommunalen Verwaltungsebene zu übersetzen, wurde ihnen auf ihren Wunsch hin eine leicht zugängliche Online-Excel-Tabelle zur Verfügung gestellt. In dieser können identifizierte Problemlagen entlang folgender Kategorien systematisch erfasst und analysiert werden: Thema, Problembeschreibung, Priorität, Lokalisierung des Problems, mögliche Lösungen, Kontakt innerhalb der Stadtverwaltung, Status.

Diese Methodik wurde bereits erfolgreich genutzt, um die Interviewergebnisse aus der Befragung zur Nutzung von Beratungsangeboten zu operationalisieren. Auf diese Weise konnten aus den Interviewergebnissen zudem bereits erste Maßnahmen abgeleitet und umgesetzt werden. So wurde zum Beispiel die Google-Sichtbarkeit der Welcome Points verbessert und die Darstellung sprachlich angepasst, um Verwirrungen zu vermeiden (z. B. wurde das Wort „Angebot“ ersetzt, da es von den Interviewten nicht mit Serviceleistungen, sondern mit Rabattaktionen in Verbindung gebracht wurde).

Um die Verantwortlichkeiten innerhalb der Gruppe klarer zuzuweisen, verteilten die Community Connectors mittels einfachen Mehrheitsentscheids unterschiedliche Funktionen. So wählten sie zwei Sprecher:innen, über die künftig der Kontakt mit der städtischen Koordination erfolgt. Zudem wurden drei Moderator:innen gewählt, in deren Verantwortung es liegt, die monatlichen Treffen des Entscheidungsgremiums zu organisieren.

Neben der methodischen Befähigung gehört auch der sachbezogene Wissensaufbau zum sozialräumlichen Prinzip des Fokus auf Ressourcen. Neben den Qualifizierungen, Trainings und Inputs, welche die Community Connectors bereits im ersten Jahr ihrer Tätigkeit erhalten haben, informiert die Koordinationsstelle die Community Connectors nun regelmäßig über weitere Fortbildungen und Schulungen (z. B. zu Antimuslimischem Rassismus, Kontakt zum Mentoring Programm der Deutschlandstiftung Integration), welche sie eigenständig – und nach Möglichkeit finanziell unterstützt durch die Landeshauptstadt Düsseldorf – besuchen können.

Um den Community Connectors bei ihren selbstgewählten Aktivitäten Orientierung zu bieten, wurde der eigentlich räumliche Aspekt des Sozialraumkonzepts hinzugezogen: Entsprechend ihrer Präferenzen haben sich die Community Connectors Sozialräumen der Stadt mit besonderem Handlungsbedarf zugeordnet. Die meisten Community Connectors wählten dabei eine wohnortnahe Verortung, einzelne hingegen wollten sich lieber vom Sozialraum ihres Wohnortes lösen und entsprechend der bevorzugten Tandempartner:innen agieren. Für ihre weiteren Planungen erhielten sie von der Koordination Informationen über die gewählten Sozialräume: So bereitete die Koordination die sozialräumliche Gliederung, welche die Stadtverwaltung seit 1997 erhebt [12], entsprechend möglicher Anknüpfungspunkte auf, sodass die Community Connectors eigenständig in Erfahrung bringen können, in welchen Sozialräumen bestimmte soziale, ökonomische und bauliche Phänomene zum Tragen kommen.

Zusätzlich zu dieser sozialräumlichen Verortung und gemäß dem Prinzip der Kooperation und Koordination haben sich die Tandems jeweils mit einem Welcome Point vernetzt, der in den entsprechenden Sozialräumen agiert. Die Community Connectors können die Räumlichkeiten der Welcome Points als zentrale Anlaufstellen im Stadtteil nutzen, während sich für die Welcome Points aus der Kooperation gegebenenfalls ein neues Angebot in ihrem Portfolio ergibt. Die hauptamtlichen Mitarbeiter:innen der Welcome Points unterstützen die Community Connectors zudem praktisch bei der Durchführung der Angebote, sowie durch ihr fundiertes Sozialraumwissen und ihre gut etablierten Zugänge zur Zielgruppe.

Kooperation und Koordination werden auch über den Sozialraum hinaus angestrebt. So ist es ebenfalls Aufgabe der städtischen Koordination, die Vernetzung der Community Connectors mit unterschiedlichen Akteur:innen inner- und außerhalb der Stadtverwaltung, in den gewählten Sozialräumen und stadtweit, aktiv zu fördern.

Die Vernetzung ist dabei eine essenzielle Ressource für die selbstbestimmte Arbeitsweise der Community Connectors. Sie fungiert als Türöffner, regt neue Kooperationen an und erweitert dadurch den Handlungsspielraum der Community Connectors. Die Community Connectors besitzen mit ihrer sprachlichen Diversität (dreizehn Sprachen bei neun Engagierten) wiederum die notwendigen Sprachkenntnisse zur Kontaktaufnahme und Vertrauensbildung mit der Zielgruppe. So profitieren beide Seiten von einer Zusammenarbeit.  Auf diese Weise konnten die Community Connectors bereits mit Kolleg:innen aus der städtischen Abteilung für Leistungen und Unterbringung vernetzt werden,worausein Projekt mit Ukrainer:innen, die in Düsseldorfer Hotels untergebracht sind, entstand. Auch aus der Anbindung der Koordinationsstelle an das Kommunale Integrationszentrum werden weitere Multiplikatoreffekte erwartet.

Die Vernetzung mit Akteur:innen der lokalen Versorgungsstrukturen verbessert zudem die Fähigkeit der Community Connectors, Themen und Problemlagen zielgruppen- und bereichsübergreifend zu begreifen und entsprechend präzisere Vorschläge oder Forderungen an die Stadtverwaltung zu formulieren. Ein Beispiel hierfür ist die Vernetzung mit dem Netzwerk „Brücken bauen in einer älter werdenden diversen Gesellschaft“, mit welchem es ebenfalls zu einer Kooperation kam.

In diesen neuen Strukturen durchlaufen die Community Connectors derzeit eine erste dreimonatige Testphase. Mitte 2025 sollen die Erfahrungen gemeinsam mit der städtischen Koordination reflektiert werden.

5. Ausblick

Nachdem die ersten Schritte eingeleitet wurden, um den Community Connectors ein selbstorganisiertes und auf Eigeninitiative ausgerichtetes Arbeiten zu ermöglichen, geht es mittelfristig darum, die oben beschriebenen und neu eingeführten Strukturen zu erproben und auszubauen. Dabei soll ein Fokus darauf liegen, die bestehenden Methoden der Entscheidungsfindung, die Rollenverteilungen und etwaige Machtstrukturen innerhalb der Gruppe zu reflektieren, um potenziell problematischen Gruppendynamiken frühzeitig entgegenzuwirken. Die Community Connectors sollen derweil im Rahmen ihrer Aktivitäten aktuelle Themen identifizieren, die sie als relevant für die Menschen mit Einwanderungsgeschichte in Düsseldorf erachten, diese bündeln und über die Koordination an die Stadtverwaltung herantragen. Dieses Wissen – und auch die Community Connectors in Person – sollen weiterhin in die Planungs- und Entwicklungsprozesse (zu einem späteren Zeitpunkt ggf. auch Umsetzung und Evaluation) für Integrationsmaßnahmen eingebunden werden. Hier wird von Seiten der Stadtverwaltung weiterhin ein Fokus darauf gelegt, die Wirkung ihrer Beiträge sichtbar zu machen [13]. Diese Art der Zusammenarbeit soll im weiteren Verlauf gemeinsam von Community Connectors und der städtischen Koordination reflektiert und bei Bedarf angepasst werden.

Für den weiteren Erfolg von durchgeführten Aktivitäten wird in Zeiten verknappter Haushaltsmittel auch die Frage alternativer Fördermittel eine steigende Relevanz erlangen. Daher ist unter anderem eine Fortbildung für die Akquise von EU-Geldern geplant. Private Fördermöglichkeiten wurden bereits durch die Koordination recherchiert und für die Community Connectors aufbereitet.

Ferner sollen seitens der Verwaltung fortlaufend weitere Möglichkeiten eruiert werden, wie die Community Connectors weitergehend in Planungs- und Arbeitsprozesse des Amtes für Migration und Integration eingebunden werden können, um ihren Beteiligungsgrad in der Integrationsarbeit weiter zu erhöhen. [14] Die Vernetzung mit Akteur:innen aus Verwaltung, Politik und freier Wohlfahrt soll hierzu ebenfalls weiter gefördert werden. Ziel ist eine dauerhafte Verankerung des partizipativen Prinzips in den Arbeitsstrukturen des Amtes.

Nach Abschluss der ersten Arbeitsphase von zwei Jahren soll die bisherige Zusammenarbeit von Stadtverwaltung und Community Connectors gemeinsam evaluiert und anschließend eine neue Gruppe von Community Connectors akquiriert werden. [15] Danach können die ehemaligen Community Connectors, falls gewünscht, auch weiterhin im Rahmen von gemeinsamen Aktivitäten und beratend für die neue ‚Generation‘ aktiv bleiben.

6. Fazit

Die Erfahrungen im ersten Jahr der Zusammenarbeit mit den Community Connectors haben gezeigt, dass Partizipation im Sinne einer echten partnerschaftlichen Zusammenarbeit (nach Arnstein 1969, 221f.) und gemäß den Prinzipien eines Co-Design (nach Think Local o. J.) oder einer Co-Kreation (nach Share Network o. J.) voraussetzungsreich ist. So besteht der Unterschied zwischen einer ‚echten‘ Partnerschaft und einer tokenistischen Platzierung (Arnstein 1969, 220f.) nicht allein darin, wie ernst die verantwortlichen Akteur:innen den Input der Beteiligten nehmen und wie zuverlässig sie ihn umsetzen. Die tatsächliche Entscheidungsmacht der Beteiligten in der Gestaltung ihrer Beteiligung und Ausübung ihres Engagements ist ein entscheidender Faktor und auch das Erleben und die Bewertung des Prozesses durch die Teilnehmenden selbst muss als relevant dafür erachtet werden, ob von einer Partizipation  im hier angestrebten Sinn gesprochen werden kann.

Hierfür ist es erforderlich, den Teilnehmenden Selbstbestimmung zu ermöglichen, indem sie Mitsprache über die Inhalte und Form der Zusammenarbeit, sowie Gestaltungsspielraum bei der Ausübung ihres Engagements erhalten. Um dies gewährleisten zu können, ist es notwendig, zunächst zu ‚investieren‘ – im Sinne von Qualifizierung und gemeinsamen Abstimmungsprozessen, indem die Beteiligten Strukturen, Methoden, Instrumente und Wissen zur Verfügung gestellt bekommen, welche sie benötigen, um ihr Engagement selbstbestimmt ausüben zu können. Vernetzung kann hierbei als Ressource und Voraussetzung für weitergehende Kooperationen und eine breitere Perspektive eine besondere Rolle spielen. Zudem muss gewährleistet werden, dass die Verwendung des Wissens und die Wirkung ihrer Beteiligung den Engagierten transparent gemacht werden. Die Verantwortung zur Schaffung dieser Voraussetzungen trägt der:die prozessverantwortliche Akteur:in.

Am Beispiel der Community Connectors kann so gezeigt werden, dass eine sozialräumliche Orientierung einen entscheidenden Beitrag leisten kann, um diese Aufgabe zu bewältigen, und somit einer partnerschaftlichen Form der Partizipation und Zusammenarbeit zuträglich ist. Dabei ist es entscheidend, nicht allein auf die räumliche Komponente der Sozialraumorientierung abzuzielen, sondern bewusst die fünf Handlungsprinzipien miteinzubeziehen. Dies ermöglicht es den beteiligten Akteur:innen, einander auf Augenhöhe zu begegnen, echte Mitbestimmung auszuüben und ihr Wirkpotenzial voll zu entfalten, und führt zu einer Erfahrung, die für beide Seiten gewinnbringend ist.

Literatur

Arnstein, Sherry R. (1969): A ladder of citizen participation. In: Journal of the American Institute of Planners (35), 4, S. 216-224.

Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (2024): Vierter Engagementbericht – Zugangschancen zum freiwilligen Engagement. https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/service/publikationen/vierter-engagementbericht-253738 Zugriff 11.04.2025

EUROCITIES (2022a): UNITES Project – Training on co-designing integration strategies – Integration strategies. Power Point Präsentation (unveröff.).

EUROCITIES (2022b): UNITES – Selection of co-design experiences – Long list of 14 cases. Internes Dokument (unveröff.).

Hinte, Wolfgang (2019): Das Fachkonzept „Sozialraumorientierung“ – Grundlage und Herausforderung für professionelles Handeln. In: Fürst, Roland/Hinte, Wolfgang (Hrsg.) (2019): Sozialraumorientierung. Ein Studienbuch zu fachlichen, institutionellen und finanziellen Aspekten. utb, Wien, S. 13-32.

Landeshauptstadt Düsseldorf (2005): Beschlussvorlage. Ratsbeschluss vom 17. März 2005, Vorlage Nr. 01/ 61/2005. Düsseldorf. https://www.duesseldorf.de/rat/buergerinfo Zugriff 09.04.2025

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Landeshauptstadt Düsseldorf (2013b): Gesamtstädtisches Integrationskonzept. Anlage 1, Vorlage 06/ 32/2013. Düsseldorf. https://www.duesseldorf.de/rat/buergerinfo Zugriff 09.04.2025

Landeshauptstadt Düsseldorf (2017a): Beschlussvorlage. Ratsbeschluss vom 10. März 2017, Vorlage Nr. 06/ 17/2017. Düsseldorf. https://www.duesseldorf.de/rat/buergerinfo Zugriff 09.04.2025

Landeshauptstadt Düsseldorf (2017b): Gesamtstädtisches Integrationskonzept für die Landeshauptstadt Düsseldorf. Düsseldorf. https://www.duesseldorf.de/amt-fuer-migration-und-integration/kommunales-integrationszentrum/integrationskonzept Zugriff 31.03.2025

Landeshauptstadt Düsseldorf (2024a): Community Connectors gesucht im Rahmen des EUROCITIES-Projekt UNITES. https://www.duesseldorf.de/medienportal/pressedienst-einzelansicht/pld/community-connectors-gesucht-im-rahmen-des-eurocities-projekt-unites Zugriff 31.03.2025

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Mifriendly Cities (2021): Train to be a social scientist. https://mifriendlycities.co.uk/events/train-to-be-a-citizen-social-scientist-2/ Zugriff: 31.03.2025

Noack, Michael (2022): Sozialraumorientierung. In: socialnet Lexikon, https://www.socialnet.de/lexikon/Sozialraumorientierung Zugriff 31.03.2025

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Sveriges Kommuner och Regioner (2019): Att leva tillsammans i Mörsil. https://dialogguiden.se/2095 Zugriff: 31.03.2025

Think Local Act Personal & National Co-production Advisory Group (o.J.): Ladder of co-production. https://thinklocalactpersonal.org.uk/resources/ladder-of-co-production/ Zugriff 31.03.2025

Informationen zum UNITES-Projekt:

https://www.duesseldorf.de/auslaenderamt/eu-service/eu-projekt-unites https://integratingcities.eu/projects/unites-2022-2024/

Integreat-App:

https://integreat-app.de/

Kommunales Integrationsmanagement der Landeshauptstadt Düsseldorf:

https://www.duesseldorf.de/amt-fuer-migration-und-integration/kommunales-integrationsmanagement

https://www.mkjfgfi.nrw/kommunales-integrationsmanagement-nrw-0

Massive Open Online Course (MOOC) “Co-Designing Migrant Integration in your City”:

https://lms.unites.gchumanrights.org/courses

Sozialräumliche Gliederung Düsseldorf:

https://www.duesseldorf.de/statistik-und-wahlen/statistik-und-stadtforschung/analysen/sozialraeumliche-gliederung

Welcome Points in Düsseldorf:

https://www.duesseldorf.de/amt-fuer-migration-und-integration/kommunales-integrationszentrum/saeule-3/welcome-points


Fußnoten

[1] Das Projekt wurde aus Geldern des europäischen AMIF-Fond finanziert

[2] Für weitere Informationen zum UNITES-Projekt siehe https://www.duesseldorf.de/auslaenderamt/eu-service/eu-projekt-unites oder https://integratingcities.eu/projects/unites-2022-2024/.

[3] Dies trägt auch der Tatsache Rechnung, dass Menschen mit Einwanderungsgeschichte sich häufiger in informellen Kontexten engagieren und seltener in etablierten bzw. formalisierten Organisationen vertreten sind (BMFSFJ 2024, 148f.).

[4] Eine digitalisierte Version des Trainings steht als Massive Open Online Course zur Verfügung unter https://lms.unites.gchumanrights.org/courses.

[5] „Co-Design: People who use services are involved in designing services, based on their experiences and ideas. They have genuine influence but have not been involved in ‘seeing it through’.” (Think Local o. J.)

[6] „Co-creation: Refugees and migrants are: - Partners in designing, implementing and evaluating integration actions - Act as volunteers or with some form of financial compensation.” (Share Network o. J.)

[7] Im Rahmen des UNITES-Projektes wurde auf ein vereinfachtes Modell des Politikzyklus mit vier Phasen zurückgegriffen, bestehend aus Bedarfsanalyse, Maßnahmenplanung, Umsetzung & Monitoring, Evaluation. (Eurocities 2022a)

[8] Für weitere Informationen zur Integreat-App siehe https://integreat-app.de/.

[9] Für weitere Informationen zum Kommunalen Integrationsmanagement siehe https://www.duesseldorf.de/amt-fuer-migration-und-integration/kommunales-integrationsmanagement und https://www.mkjfgfi.nrw/kommunales-integrationsmanagement-nrw-0.

[10] Für weitere Informationen zu den Welcome Points siehe https://www.duesseldorf.de/amt-fuer-migration-und-integration/kommunales-integrationszentrum/saeule-3/welcome-points.

[11] Die Community Connectors haben sowohl unterschiedliche Deutschkenntnisse als auch deutlich verschiedene sozioökonomische Hintergründe und Erfahrungen in der deutschen Gesellschaft, somit fallen auch die Überwindung der einzelnen Person zu sprechen und ihre Redezeit zunächst unterschiedlich aus.

[12] Für weitere Informationen zur Sozialräumlichen Gliederung siehe https://www.duesseldorf.de/statistik-und-wahlen/statistik-und-stadtforschung/analysen/sozialraeumliche-gliederung.

[13] Was aufgrund der Langwierigkeit mancher Prozesse eine Herausforderung sein kann.

[14] Um die (insbesondere zeitlichen) Ressourcen der ehrenamtlich Engagierten zu berücksichtigen, kann hierbei perspektivisch auch eine Ausweitung der Gruppengröße notwendig werden.

[15] Anmerkung: Da in der aktuellen Gruppe die anvisierte Maximalgröße von 15 Personen noch nicht erreicht ist und um die Zahl der Herkunftsländer weiter zu diversifizieren, können derzeit auch vor Abschluss der zwei Jahre weitere Interessierte als Community Connectors einsteigen. Ob künftig ein festes Engagement über zwei Jahre oder eine laufende Fluktuation als Akquisemodus festgelegt wird, soll erst nach der geplanten Evaluation entschieden werden.


Zitiervorschlag

Köhler, Fanny J. und Joschka Dreher (2025): Community Connectors. In: sozialraum.de (16) Ausgabe 1/2025. URL: https://www.sozialraum.de/community-connectors.php, Datum des Zugriffs: 19.06.2025